Das Königreich Deutschland im Rhein-Main-Gebiet

Die Krone mit den 21 nach oben gerichteten Strahlen in der Farbgebung Gold-Rot-Schwarz ist das Organisationssymbol des Königreich Deutschland (KRD). Hier auf dem PKW einer KRD-Anhängerin aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg beim Wandertag des KRD am 16. November 2024 in Lindenfels (Landkreis Bergstraße). Das Symbol ist nunmehr verboten und darf nicht mehr öffentlich gezeigt werden. © Rhein-Main Rechtsaußen

Mit Verfügung vom 3. April 2025 wurde das Reichsbürger-Netzwerk Königreich Deutschland (KRD) verboten. Am vergangenen Dienstag, den 13. Mai, wurde das Verbot vollzogen. Das Bundesinnenminsterium gibt an, dass Durchsuchungen in sieben Bundesländern stattfanden. Hessen wird nicht genannt, obwohl es auch dort feste Strukturen des KRD gab und gibt. Dies lässt vermuten, dass das Verbot des KRD-Netzwerks von den Sicherheitsbehörden nur halbherzig umgesetzt wurde. Wir geben daher einen aktuellen Einblick in die Strukturen des KRD im Rhein-Main-Gebiet.

Betrug, Hochstapelei und Antisemitismus

Mit dem Königreich Deutschland befassten sich in den vergangenen Jahren etliche Zeitungen und Fernsehsendungen. Auch Rhein-Main Rechtsaußen hat immer wieder darüber berichtet (siehe weiterführende Links am Ende des Artikels).

Das KRD wurde 2012 gegründet. Es ist eine sektenhafte Organisation, die angibt, ein eigenes Königreich auf einer eigenen Rechtsgrundlage errichtet zu haben und nicht mehr Teil der Bundesrepublik Deutschland zu sein. Aus diesem Grund wird das KRD der Reichsbürgerszene zugeordnet, obwohl es sich – im Gegensatz zu anderen Reichsbürger-Organisationen – nicht auf ein Deutsches Reich in historischen Grenzen beruft, sondern eben ihren eigenen Fantasiestaat ausgerufen hat. Dahinter steht keine harmlose Spinnerei, sondern ein durch und durch organisiertes Netzwerk, in dem Führungspersonen die AnhängerInnen systematisch manipulieren und ausbeuten. Aktive des KRD betreiben eine Vielzahl betrügerischer Geschäfte, darunter illegale Finanzgeschäfte sowie Geschäfte mit Kryptowährungen, Esoterik und Alternativmedizin. Viele aus der Organisation sind ohne jegliche Qualifikation als »Coaches« und »Beraterinnen« zu Themen der Gesundheit und Ernährung unterwegs, geben Heilsversprechen und verkaufen wertlosen esoterischen Plunder. Zum KRD zählen jedoch auch Unternehmen, die nicht dem esoterischen Milieu angehören und deren InhaberInnen sich dem KRD angeschlossen haben.

Auch wenn sie viele Angehörige des KRD hippiemäßig auftreten und vorgeben, einen »Gemeinwohlstaat« für freie Menschen zu errichten, so sind sie in vielerlei Hinsicht extrem rechts. Zum Beispiel in der Hinwendung zum antisemitischen QAnon-Verschwörungsmythos und zur antisemitischen Germanischen Neuen Medizin, die bei KRD-AnhängerInnen häufig festzustellen ist. Ihr Anführer Peter Fitzek aus Sachsen-Anhalt erzählt, dass die jüdische Organisation Chabad den Ukraine-Krieg dirigieren würde. Auch nimmt Fitzek an Veranstaltungen der Reichsbürgerszene teil.

Nun wurde das KRD verboten, da es sich laut der Verbotsverfügung des Bundesinnenministeriums gegen die verfassungsmäßige Ordnung und gegen den Gedanken der Völkerverständigung richte. In das Verbot eingeschlossen sind 23 Teilorganisationen des KRD, darunter die GemeinwohlKasse, in der KRD-Angehörige ihr Geld »investieren« konnten, das Projekt LEUCHT-TURM, welches dem Aufbau vom Regionalstellen des KRD diente, sowie der Verein Lebensglück e.V. mit Sitz in Bad Vilbel. Zudem umfasst das Verbot 37 Webseiten sowie 49 Kanäle des KRD auf YouTube, TikTok, Telegram und anderen Sozialen Medien und Messenger-Diensten.

Der Verein Lebensglück e.V.

Das Haus am Ortsende von Bad Vilbel-Massenheim wird vom verbotenen Lebensglück e.V. als Vereinssitz genannt. © Rhein-Main Rechtsaußen

Es ist eigentlich unvorstellbar: Ein Verein wird verboten, doch weder finden am Sitz des Vereins noch bei den Vereinsvorsitzenden Durchsuchungen statt. Unvorstellbar deswegen, da mit der Vollstreckung des Verbots die Beschlagnahmung des Vermögens sowie der Unterlagen und Materialien des Vereins angeordnet wird. Wo sollten diese lagern, wenn nicht beim Vorstand und am Vereinssitz?

Die Mitteilung, dass beim Vollzug des Verbots des KRD am 13. Mai keine Hausdurchsuchungen in Hessen stattfanden, bedeutet, dass die Polizei nicht bei dem Esoterik-Unternehmer David Ekwe-Ebobissé und seiner Lebensgefährtin Elisa Barrui eingerückt war, die im Frankfurter Stadtteil Seckbach wohnen. Er ist erster Vorsitzender, sie zweite Vorsitzende des Lebensglück e.V. Die Polizei erschien demnach auch nicht in dem Haus in Bad Vilbel, in dem die Lebensglück-Mitglieder Jens Becker und Judith Salat leben und das seit April 2024 »offizieller« Sitz des Vereins Lebensglück e.V. ist. Dabei wurde der neue Vereinssitz erst im Mai 2024 dem Amtsgericht Darmstadt, wo der Verein eingetragen ist, mitgeteilt.

Der Verein Lebensglück e.V. wurde am 5. Januar 2015 in Mannheim gegründet. Den Vorstand bildeten Mathias Blaul, damals mit Anschrift in Ludwigshafen, und Wolfgang van Haaren aus Griesheim (Landkreis Darmstadt-Dieburg). Auch Jens Becker, der seit 2008 an der Seite von Peter Fitzek aktiv ist, war bei der Gründung dabei. Becker und von Haaren warben zu dieser Zeit um Unterstützung zum Aufbau einer Musterfarm für »Spirulina-Algen«, die in Wiesbaden entstehen und ein Selbstversorger-Projekt im KRD werden sollte. In entsprechenden Werbevideos, die auf YouTube zu finden sind, schwärmte Becker vom Aufbau einer neuen Gesellschaft mit Algenzucht, Schulen und Waldkindergärten. Von Haaren bot bereits 2014 Vorträge zu Gesundheit an und gab sich als Vorsitzender eines »Charity Lebenshilfe e.V. (i.Gr.)« aus. Mit dabei bei der Gründung des Lebensglück e.V. war Frigga Gützlaff aus Mainz, die mit einem Unternehmen Gute-Gesundheit-GÜTZLAFF ebenfalls versuchte, im Gesundheitsbusiness mitzumischen. Heute ist Gützlaff in der Reichsbürgerorganisation Verband Deutscher Wahlkommissionen (VDWK) aktiv. Nach eigener Aussage nahm sie an den Corona-Protesten in Mainz (»Mainzer Schilderlauf«) teil.

Die Reichsbürgerin Frigga Gützlaff aus Mainz ist ein Gründungsmitglied des Lebensglück e.V. Wie viele Personen aus ihrer Szene verweigert sie aufgrund einer fantasierten Rechtsgrundlage die Zahlung von Bußgeldern. Ausschnitt aus ihrem Facebook-Profil von 2013.

Im April 2024 wurde Lebensglück e.V. neu aufgestellt. Wolfgang van Haaren war im Dezember 2023 gestorben und der zweite Vorsitzende Mathias Blaul (der als ein Drahtzieher der KRD-Betrügereien seit dem 13. Mai in Untersuchungshaft sitzt) trat zurück. Vorsitzende wurden Ekwe-Ebobissé und Barrui. Der Vereinssitz wurde in das Haus nach Bad Vilbel verlegt, wo – den Namen auf dem Briefkasten nach zu schließen – neben Jens Becker und Judith Salat drei weitere Personen offensichtlich in einer Wohngemeinschaft leben. Eine von ihnen ist Marielene Nicolai, die von dieser Anschrift aus das Esoterik-Unternehmen Elfenbox betreibt und für die Geschäfte von Ekwe-Ebobissé wirbt.

Der Versuch, sich eigene Räume zu schaffen

Stets nutzte das KRD Tarnvereine, um Immobilien zu mieten oder zu pachten. Im Jahr 2021 versuchte der KRD-Verein Fair Teilen e.V., der nun ebenfalls verboten wurde, im Vogelsbergkreis eine Immobilie zu erwerben, angeblich um ein »ökologisches Gemeinwohldorf« zu gründen. Die Gemeinde bekam Wind von der Sache und verhinderte den Kauf. Fair Tailen e.V. war 2018 gegründet worden und hatte seinen Sitz in Aschaffenburg, wo dessen erster Vorsitzender Marco Ginzel damals seinen Wohnort angab. Nachdem der hessische Verfassungsschutz 2021 öffentlich vor der Immobiliensuche von Fair Teilen warnte, war der Verein »verbrannt« und verlegte seinen Sitz in die Zentrale des KRD nach Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt). Ginzel zog nach Sachsen. Im November untersagte ihm die Finanzaufsicht BaFin, Bankgeschäfte für das KRD zu tätigen und verhängte Verfügungsverbote über die von ihm genutzten Konten.

Ein zweites Projekt scheiterte ebenso. Im März 2022 kündigten KRD-Angehörige die Eröffnung eines Projektzentrums Hasselroth samt Lebensmittelladen »Paradiesgarten« für »Staatsangehörige des KRD« in Hasselroth-Neuenhaßlau (Main-Kinzig-Kreis) an. Sie warben damit, dass man hier »dauerhaft maskenfrei, testfrei und ohne Impfzwang« einkaufen könne. Auf der Eröffnungsfeier sollten Jens Becker, Marco Ginzel und David Ekwe-Ebobissé auftreten. Die Veranstaltung wurde aufgrund des Widerstands im Ort abgesagt. Der Laden wurde nie eröffnet, der Mietvertrag zum 30. November 2022 gekündigt und das Projekt war bald Geschichte.

Das »Vereinsheim« des Lebensglück e.V. im Frankfurter Stadtteil Riederwald bestand von Dezember 2022 bis Mai 2023. Aufgrund massiver Proteste im Stadtteil, häufig beschmierter Fassade und kaputten Scheiben war dort nicht viel Lebensglück möglich. © ASVI

Nun trat der Verein Lebensglück auf den Plan. Er mietete im Dezember 2022 im Frankfurter Stadtteil Riederwald ein ehemaliges Restaurant und erklärte dieses zu seinem Vereinsheim. Zentrale Personen waren Jens Becker, der in die Wohnung über dem Restaurant einzog und David Ekwe-Ebobissé, der im neuen Treffpunkt sein Restaurant Rohkosteria eröffnete und als Sprecher des Vereins auftrat. Der Widerstand im Stadtteil war groß, die Fensterfront schnell kaputt und die Kündigung kam prompt. Schon im Mai 2023 machte der Treffpunkt dicht und die KRD-Karawane zog mit ungewissem Ziel weiter.

Die Geschäfte des Mr. Raw

Nicht nur durch seine öffentliche Auftritte für den Verein Lebensglück wurde David Ekwe-Ebobissé zu einer überregional bekannten Figur des KRD. Zusammen mit Elisa Barrui betreibt er unter den Labels »Mr. Raw« und »Dr. Raw« einen Esoterik-Versand mit Anschrift in Frankfurt. Er ist Videoblogger und nennt sich selbst Rohkost-Guru, Gesundheitsexperte, Ernährungsberater, Fitness-Trainer, Life Coach, Potentialentfaltungscoach oder einfach nur Heiler. Er glaubt an Chemtrails und den QAnon-Mythos, vermittelt und bewirbt Behandlungen der Germanischen Neuen Medizin und sympathisiert mit der Anastasia-Bewegung. In der Hauptsache ist er jedoch ein Betrüger und Hochstapler, der selbst mit der Hoffnung und Verzweiflung von schwerkranken Menschen Geschäfte macht. Diesen gaukelt er unter anderem vor, dass Gemüsesäfte aus seinem Sortiment Krebs heilen könnten. Auch hat er drei Bücher verfasst, in denen er nicht weniger präsentiert als eine »Weltgesundheitsformel«. In seinen zahlreichen Videos, einzusehen auf YouTube, erweist er sich als narzisstischer Selbstdarsteller, der geradezu beseelt ist von seinem ergoogelten Pseudo-Wissen und sich voller Überheblichkeit über andere Meinungen und Lebensentwürfe stellt. Als überzeugter Veganer und Tierrechtler äußerte er 2017, dass es »den N*****, den Juden und all den Behinderten und Krüppeln zur NS-Zeit noch viel besser« ergangen sei, als den Küken, die geschreddert werden.

Seit 2016 betreiben Barrui und Ekwe-Ebobissé das Restaurant Rohkosteria, ehemals Greenfoody. Es schloss 2021 seine Räume im Frankfurter Nordend bevor das Restaurant im Dezember 2022 für ein paar Monate im »Vereinsheim« des Lebensglück e.V. im Riederwald neu eröffnet wurde. Zusammen mit der Dresdner AfD-Politikerin Jana Witschetzky betrieb Ekwe-Ebobissé bis Ende 2023 die Videoreihe »Bewusst Kochen«, die im Stile eines »Kochstudios« ein bis zwei Live-Sendungen im Monat produzierte. Mit Witschetzky arbeitet er weiterhin zusammen. Am 13. Mai 2025 ging die neueste Sendung von Wischetzkys YouTube-Format Welt der Gesundheit online, in der Ekwe-Ebobissé, vor Ort im Studio in Dresden, als »Experte« zu Fleischskandalen und Massentierhaltung auftritt.

Am Tag des Verbots des Königreich Deutschland ging ein Video der Reihe Welt der Gesundheit online. Das YouTube-Format wird von der AfD-Politikerin Jana Witschetzky betrieben. In dieser aktuellen Folge spricht sie mit David Ekwe-Ebobissé über Fleischskandale und Massentierhaltung. Quelle: YouTube

Die Scharlatanerie des »Dr. Raw« springt bei der Betrachtung seiner Webseite ins Auge, sowohl was die von ihm vertriebenen Produkte als auch seine »Beratungen« zu Gesundheit und Ernährung angeht. Dennoch – oder gerade deswegen – ist er im Spektrum der Esoterik durchaus angesehen. Beständig wird er als »Experte« zu esoterischen und pseudomedizinischen Kongressen eingeladen, wie zum Beispiel 2024 zum »WohlfühlDARM Online-Kongress«, wo er zum Thema »Mit warmer Rohkost zum gesunden Darm« referierte. So lächerlich sich dies auch anhören mag: Derartige Kongresse setzen alleine über die Teilnahmegebühren viel Geld um und bieten Geschäftsleuten wie Ekwe-Ebobissé eine Werbeplattform.

Von dem Geld, das er verdient, dürfte einiges an den Staat und an Anwält*innen fließen. Auf ihn warten saftige Rechnungen vom Landgericht Frankfurt. Die Verbraucherzentrale Hessen hatte ihn wegen »unzulässiger Gesundheitswerbung« für seine Nahrungsergänzungsmittel verklagt und weil er sein Unternehmen als »Staatsbetrieb« des Königreich Deutschlands ausgab. Einer Verhandlung im Januar 2024 blieb Ekwe-Ebobissé fern und kassierte ein Versäumnisurteil. Dagegen legte er Widerspruch ein. Im Januar 2025 folgte ein zweiter Prozess und ein weiteres Versäumnisurteil, das nun rechtskräftig ist.

Im September 2024 gab Ekwe-Ebobissé via Instagram und Telegram bekannt: »Dr. Raw ist raus aus dem KRD, das heißt: Mein KRD-Anwalt hat mir empfohlen während der Gerichtsprozesse, die ich gerade führe, aufgrund der Rechtmäßigkeit des KRD-Rechtskreises den Online-Shop aus dem KRD rauszunehmen.« Es ist ein rein taktisches Manöver. In einer weiteren Botschaft stellte er klar, dass er als Privatperson weiterhin dem KRD angehöre.

Im Januar 2025 gründete Ekwe-Ebobissés Lebensgefährtin Barrui eine Firma mit Sitz in England, von der keine geschäftliche Tätigkeit festgestellt werden kann. Noch ist unklar, was das Paar damit im Schilde führt.

PartnerInnen und FreundInnen des Rohkost-Gurus

Die Homepage von »Dr. Raw« ist professionell gemacht. Die Rubrik »Partnerprodukte« zeigt, wie wenig Berührungsängste es in der Esoterik-Szene zu ihm gibt. Auch wenn einige der Unternehmen und deren InhaberInnen, die er als »Partner« aufführt, nicht dem KRD angehören werden, so dürfte doch allen bekannt sein, dass Ekwe-Ebobissé ein Exponent des KRD ist. Zu seinen PartnerInnen zählt eine Anbieterin für »ganzheitliche Zahnpflege« aus Frankfurt, ein »Trinkwasser-Experte« aus Heppenheim, ein Feinkostladen aus Bad Nauheim, ein Unternehmen in Wölfersheim für »Vitaltuning« und eines in Eschborn für Massageliegen, eine Firma aus Hösbach, die »Vita-Chips« zum Schutz vor Elektrosmog vertreibt, ein Verkäufer von »Vollwert Algen« aus Gießen, ein Vertrieb für asiatischer Tees aus Glattbach (bei Aschaffenburg) sowie eine Firma, die angeblich energetisches »Urquellwasser« verkauft. Für das Wasser wirbt auch Marielene Nicolai, die zusammen mit Jens Becker in Bad Vilbel wohnt. Das Esoterikbusiness funktioniert im Wesentlichen darüber, dass die ProduzentInnen und VerkäuferInnen ihre Produkte gegenseitig bewerben und als »Expertinnen« deren Wirksamkeit bestätigen.

Zu den Referenzgebenden von Ekwe-Ebobissé zählt Jan Euler aus Frankfurt. Die beiden sind offensichtlich befreundet, Fotos auf ihren Facebook-Seiten zeigen die beiden seit Jahren zusammen bei unterschiedlichen Anlässen. Auf der Homepage von »Doctor Raw« wurde eigens eine Seite eingerichtet, auf der Jan Euler die Produkte von »Mr. Raw« in höchsten Tönen preist. Natürlich weiß Euler, dass Ekwe-Ebobissé dem KRD angehört. In einem Kommentar zu einem Werbevideo für das KRD, das »Mr. Raw« 2021 verbreitete, äußerte Euler sein Verständnis über dessen Zugehörigkeit zum KRD.

Euler ist Esoteriker und Rapper und versteht sich selbst als politisch links. Er tritt seit Jahren unter dem Namen Neofit auf, so zum Beispiel bei Friedensmahnwachen 2015 an der Frankfurter Hauptwache und 2022 in einem Video »Free Whistleblower«, in dem er mit bekannten Personen der hiesigen rechten Verschwörungsszene rappt, unter anderem mit Owe Schattauer und Frank Müller (»Franky Snatra«) vom verschwörungsideologischen Video-Podcast Rhein-Main Gedanken sowie mit dem AfD-Anhänger Kaia Böhm (»SchwrzVyce«). Im Juli 2023 war Euler in Rhein-Main Gedanken zu Gast.

Euler betreibt in Frankfurt ein Coaching-Unternehmen. Nach eigenen Angaben arbeitet er als staatlich geprüfter Erzieher in der Familien- und Erziehungshilfe und leitet Kurse zur Gewaltprävention. In der Vergangenheit war er für Einrichtungen der demokratischen Bildung aktiv. Von 2017 bis 2022 war er Vorstandsmitglied des Vereins Neue Schule Frankfurt e.V., der vorgab, in Frankfurt eine freie Schule gründen zu wollen und hierfür Gelder sammelte. Doch die Idee wurde 2022 offensichtlich aufgegeben und der Verein aufgelöst.

Das Projekt LEUCHT-TURM

Das Gruppenbild ihrer Rekutierungswanderung am am 16. November in Lindenfels verbreitete das KRD-Projekt LEUCHT-TURM selbst. Vorne links steht Organisatorin Sabrina Ripke. Hinten mit der roten Mütze steht Jens Becker. Stefan Reim, der Partner von Ripke, machte das Foto. Quelle: Telegram

Ebenso verboten wurde das KRD-Projekt LEUCHT-TURM. Dessen Ziel war es, Regionalstrukturen des KRD aufzubauen und neue Anhänger*innen zu rekrutieren. Dazu veranstaltete LEUCHT-TURM Seminare zu (rechts-)esoterischen Themen sowie Wanderungen, die als niederschwelliger Einstieg, Kennenlernen und Vernetzung für Interessierte am »Königreich« dienten.

Im November und Dezember 2024 fanden zwei solcher Wanderungen im Odenwald statt. Am 16. November trafen sich sieben Erwachsene und zwei Kinder auf einem Wanderparkplatz in Lindenfels (Landkreis Bergstraße) und wanderten von dort zum symbolträchtigen Kaiserturm. Unter den Teilnehmenden war auch Jens Becker. Wenige Wochen später, am 28. Dezember, fand unter dem Label von LEUCHT-TURM eine zweite Wanderung in Brombachtal (Odenwaldkreis) statt. Für die Organisation dieser Wanderungen war das Paar Sabrina Ripke und Stefan Reim aus Ober-Ramstadt-Modau (Landkreis Darmstadt-Dieburg) verantwortlich. Die beiden bemühten sich um den Aufbau einer Regionalstelle des KRD in der Region Darmstadt und suchten hierfür MitstreiterInnen.

Fotostudio, Seminarhaus und »Bank-Filiale«: Das Wohnhaus von Sabrina Ripke und Stefan Reim im Ober-Ramstädter Ortsteil Modau. © Rhein-Main Rechtsaußen

Ripke und Reim zählen zu den zentralen Personen des KRD in Hessen. Im Jahr 2024 verklagte die Verbraucherzentrale Hessen Sabrina Ripke auf Unterlassung, da diese im Impressum der Homepage ihres Fotostudios Ebenschön in »unzulässigerweise Weise die Zugehörigkeit des Unternehmens als Staatsbetrieb des Königsreichs Deutschland aufgeführt« habe und da bei Vertragsabschlüssen die »Rechtsordnung eines Fantasiestaates Anwendung« finde. Im November 2024 gab das Oberlandesgericht Frankfurt der Verbraucherzentrale Recht und Ripke schaltete ihre Webseite ab.

Im Januar 2025 gründeten Ripke und Reim ein Gesundheitsnetzwerk Odenwald. Unter dem Label veranstalten sie Kräuterwanderungen und laden zu »Gesundheits-Seminaren« in ihre Privatadresse in Ober-Ramstadt ein. In der Telegram-Gruppe des Netzwerks tummeln sich Personen, die auch in Gruppen der Reichsbürger- und rechten Verschwörungsszene Mitglied sind.

Stefan Reim ist zudem einer der Admins der hessischen Telegram-Chatgruppe des KRD. Obwohl der Betrieb dieser Gruppe durch die Verfügung des Bundesinnenministeriums verboten wurde, ist diese am 15. Mai 2025 noch aktiv und wurde lediglich so umbenannt, dass die Bezüge zum KRD vordergründig fehlen.

Die Wohnanschrift von Ripke und Reim diente auch als regionale Filiale der KRD-Fantasie-Bank GemeinwohlKasse, die nun ebenfalls verboten ist. Dennoch blieben die beiden offensichtlich von den Durchsuchungen am 13. Mai verschont.


Weitereführende Links zum Königreich Deutschland

Artikel »Faule Geschäfte« vom 21. März 2025

Artikel »Reichsbürger sind mehr als nur Staatsfeinde: Extreme Rechte beim Namen nennen!« der »Initiative Aufklärung statt Verschwörungsideologien« (ASVI) vom 22. Dezember 2022

Artikel »Rohkost-Guru und „Reichsbürger“-Ideologe« von Carl Kinsky vom 29. August 2022 in Lotta #87.

Artikel »Die Suche nach Seelen­heil und neuem Leben« der ASVI vom 17. März 2022

Artikel »Geschäfte mit der Angst« der ASVI vom 17. März 2022