Alternativmedizin

Bücherstand vom Zentrum für geistiges Heilen auf einer Kundgebung von Querdenken in Wiesbaden am 7. November 2020. Die Autorin Kerri Rivera behauptet, dass Autismus durch Einläufe mit einer gesundheitsgefährdenden Quacksalber-Mixtur geheilt werden könne. © ASVI

Das Konzept der Alternativmedizin ist unter verschwörungsgläubigen Menschen stark verbreitet und fungiert oft als Einstieg in eine tiefere esoterische Weltanschauung. Zur Alternativmedizin zählen in der Regel diagnostische und the­rapeutische Ver­fahren wie Homöopathie oder anthroposophische Medizin, für die kein medizinischer Nutzen nachgewiesen wurde bzw. nachweisbar ist. Irrtümlich werden oft auch Naturheilverfahren wie Phytotherapie, Ernährungs- oder Wassertherapie dazu gezählt, die jedoch Teil konventioneller Medizin sind.

Alternativmedizin kann erhebliche Risiken mit sich bringen, durch die Behandlung selbst oder durch unterlassene medizinische Behandlung.

Der Zuspruch zur Alternativmedizin wird in der Regel mit einer Kritik an Schulmedizin und Pharmaindustrie begründet. Dabei richtet sich die Kritik oft pauschalisierend gegen »die Pharmalobby« und »die Politik« und weist klassische Kennzeichen von Verschwörungsdenken auf: Z.B. binäres Denken in Gut und Böse oder die Wahrnehmung der Beteiligten als geheime, finstere und mächtige Gruppe. Die Kritik an der Schulmedizin ist historisch stark antisemitisch konnotiert.

Die Argumentations- und Legitimationsstrategien zugunsten der Alternativmedizin verlaufen parallel zu denen verschwörungsmythischer Erzählungen. Dazu gehört insbesondere das Zitieren von falschen Expert*innen, die strategische Vermischung von Fakten und Lügen sowie kritischen Stimmen zu unterstellen, sie seien von der Gegenseite manipuliert bzw. würden in deren Auftrag handeln.

Weiterführend: 
Nora Pösl: Von Homöopathie und Handauflegen zur Hassideologie? Zum Verhältnis von alternativen Heilmethoden zu Verschwörungstheorien, Esoterik und rechten Ideologien, Hamburg 2020.