Querdenken

Aufzug von Querdenken am 20. April 2021 in Frankfurt, links am Transparent Jürgen Manneck. © ASVI

Querdenken711 wurde im April 2020 in Stuttgart gegründet. Die Gruppe baute von Anfang an eine professionelle Struktur samt Marketing- und Medienbereich auf. Das Label Querdenken wurde ab Sommer 2020 zur bundesweit bestimmenden »Marke« der Corona-Proteste. In Frankfurt entstand Querdenken69, in Darmstadt Querdenken615, in Wiesbaden Querdenken611 und weitere. Die einzelnen Gruppe wurden von Stuttgart aus koordiniert.

Ab dem Jahr 2021 verlor Querdenken an Bedeutung. Vielerorts stritten Aktivist*innen über den Zugriff auf das Label, was zu Spaltungen führte. Ehemals aktive Gruppen wie Querdenken69 von Achim Weinacker und Querdenken615 von Christoph Barth existieren heute nur noch als Labels. Mancherorts sind noch Querdenken-Telegram-Gruppen aktiv, die zu Veranstaltungen mobilisieren und interne Diskussionen spiegeln.

Zentrale Person des Unternehmens war der Stuttgarter Michael Ballweg, der mit den Einnahmen von Querdenken (durch Spenden und den Verkauf von Merchandise) intransparente Geschäfte tätigte. Von Juni 2022 bis April 2023 saß er wegen Verdachts des Betrugs und Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft. In der rechten Verschwörungsszene entstand für ihn eine breite Solidaritätskampagne. Das Verfahren wegen Betrugs gegen ihn wurde inzwischen eingestellt.

Querdenken bzw. Querdenker dient manchen Medien bis heute als Sammelbegriff für das gesamte Spektrum der rechten Verschwörungsszene. Damit wird jedoch eine Selbstbezeichnung reproduziert und der Anschein erweckt, es handele sich bei den dort Aktiven um nonkonforme, kritische Personen.