Kein rechter Erfolg am 25. Mai in Frankfurt

An einer Blockade von Antifaschist*innen war der rechte Aufzug am 25. Mai 2024 in Frankfurt bereits nach 200 Metern zu Ende. © dokunetzwerk rhein-main

Für den 25. Mai 2024 hatte das Netzwerk Deutschland steht auf – Neustart Demokratie (DSA) zu einer »Grossdemo zur Europawahl« nach Frankfurt mobilisiert. DSA ist stark rechtslibertaristisch ausgerichet und wird vom Kreis des pfälzischen Unternehmers Wolfgang Kochanek unterstützt. Das Programm versprach einiges: Eine Demonstration, drei Bühnen für Kundgebungen am Opernplatz, Willy-Brandt-Platz und Paulsplatz, zahlreiche Informationsstände, Food-Trucks und RednerInnen aus ganz Deutschland. Laut Programm sollte es auch »zwei aufregende Aktionen auf dem Weg« geben.

Von den 30 angekündigten RednerInnen traten nicht alle auf und einige wurden per Video zugeschaltet, wie zum Beispiel Michael Ballweg, Gründer von Querdenken, der laut eigener Aussage nicht kommen konnte, weil er einen Bitcoin-Workshop auf Mallorca durchführen musste. Auf der Bühne am Operplatz sprachen auch (mindestens) zwei Vertreter der Alternative für Deutschland (AfD): Dennis Hohloch, Schriftführer im AfD-Bundesvorstand und der zuvor nicht angekündigte AfD-Bundestagsabgeordnete Marc Jongen. Als AnmelderInnen und VersammlungsleiterInnen der verschiedenen Veranstaltungen in der City gaben sich unter anderem Christoph Barth von der Klartext – Bürgerzeitung für das Rhein-Main-Gebiet und Ingrid Reich aus Neu-Anspach zu erkennen.

Am Opernplatz hatten etliche rechte Gruppen und Initiativen Informationsstände aufgebaut, neben der AfD unter anderen die Partei DieBasis, die extrem rechte Gewerkschaft Zentrum (ehemals Zentrum Automobil), die Gruppe StudentenStehenAuf und die Klartext-Bürgerzeitung.

Der Informationsstand der AfD am 25. Mai 2024 in Frankfurt war weitaus stärker frequentiert als der benachbarte Stand der UnterstützerInnen von Julian Assange. © ASVI

Der Tag dürfte für die VeranstalterInnen jedoch eine Enttäuschung gewesen sein. In Messenger-Diensten schreibt man bereits über einen »Tiefpunkt«, der erreicht worden sei. Mit kaum mehr als 500 Teilnehmenden blieb deren Anzahl weit hinter den Erwartungen zurück. Die Auftaktkundgebung auf dem Opernplatz wurde massiv von Antifaschist*innen gestört und die einzig »aufregende Aktion auf dem Weg« war eine antifaschistische Blockade, die die Demonstration schon nach 200 Metern zum Stillstand brachte.

Da die Polizei die Blockade nicht umgehend räumte, ersponn man sich eine Verschwörung von Stadtverwaltung, Polizeiführung und Antifa, die nunmehr gemeinsam »gegen den Widerstand« vorgehen müssten, weil dieser so bedeutend und gefährlich sei. Christoph Barth sprach dabei beständig über die »Transatlantifa« – seit einiger Zeit ist dies sein Lieblingswort, das ausdrücken soll, dass auch die Antifa nur eine Marionette der geheimen, aus den USA gesteuerten, Weltregierung sei. Auf dem »Friedensmarsch« am Montagabend (27. Mai) an der Konstablerwache legte Barth nach: Es sei eine »unheilvolle Allianz von hessischem Innenministerium, Hessenschau und dem Transatlantifa-Lager« gewesen, das ihren Aufzug verhindert habe.

Auffallend war am Samstag die hohe Zahl der Teilnehmenden, die Slogans und Symbole der Reichsbürger-Szene zeigten. Der Infostand der AfD war durchgehend stark frequentiert. Zwischen Rechten verschiedener Spektren, KlimawandelleugnerInnen, SozialsstaatshasserInnen und LGBTQ-FeindInnen befanden sich erneut Personen, die aus linken Szenen bekannt sind bzw. sich als Linke verstehen. Zum Beispiel eine Gruppe der Freidenker um den Offenbacher Wolfgang Schürer und einzelne Personen aus der »alten« Friedensbewegung. So gewohnt dieser Anblick mittlerweile auch ist, so verstört er nach wie vor.

An der antifaschistischen Blockade war der rechte Aufzug schließlich zu Ende. Es fand noch eine rechte Kundgebung mit einigen Dutzend Teilnehmenden am Willy-Brandt-Platz und eine Abschlussveranstaltung an der Alten Oper statt, zu der noch knapp 300 Personen kamen. Dort gab es neben der obligatorischen Inszenierung als »Menschheitsfamilie« diverse Musikbeiträge, Selbstbeschwörungen und Durchhalteparolen sowie eine bejubelte Hassrede von Ralph Bühler, in der er Antifaschist*innen als »menschlichen Müll« bezeichnete. Schlussendlich folgten die Aufrufe zu kommenden Events, zu denen man ganz bestimmt viele tausend Menschen auf die Straßen bringen würde.

Mehrere Dutzend Teilnehmende, darunter Reich, Kochanek und einige RednerInnen des Tages versammelten sich nachfolgend in einem Restaurant nahe der Alten Oper.

Am 25. Mai wurde einmal mehr deutlich, dass das Mobilisierungspotential der rechten Verschwörungsszene auf einen harten Kern geschrumpft ist. Doch der ist fanatisch und unvermindert aktiv. Die AfD und andere extrem Rechte sind in dieser Szene längst vollends integriert.

Am 25. Mai 2024 inszenierte sich die rechte Verschwörungsszene wieder einmal als friedliche »Menschheitsfamilie«. © dokunetzwerk rhein-main
Teil der rechten »Menschheitsfamilie« ist auch diese aus Mainz stammende Teilnehmerin der Demonstration am 25. Mai 2024, die erst 14 Tage zuvor bei einem neonazistischen Aufmarsch in Bretzenheim bei Mainz das Transparent der Neonazipartei »Die Rechte Landesverband Südwest« getragen hatte. © dokunetzwerk rhein-main
Nicht Teil der rechten »Menschheitsfamilie« sind hingegen viele Migrant*innen sowie Menschen der LGBTQ-Community. Im Bild ein Anhänger der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel auf dem rechten Aufzug am 25. Mai 2024 in Frankfurt. © dokunetzwerk rhein-main