Reichsbürger

Teilnehmer eines verschwörungsideologischen Aufzugs in Bad Nauheim am 21. Mai 2022. Wenn die Worte Souveränität, Verfassung und Friedensvertrag in einem Satz vorkommen, dann ist dies ein deutlicher Hinweis auf die Reichsbürger-Szene. © dokunetzwerk rhein-main

Reichsbürger bilden ein heterogenes Spektrum von AktivistInnen und Gruppen, die den Fortbestand des Deutschen Reiches propagieren. Je nach Gruppierung wird dabei auf das Deutsche Reich in unterschiedliche territorialer Ausdehnung Bezug genommen oder es werden eigene »Königreiche« ausgerufen. Dabei verfließen die Kreise der Reichsbürger mit denen der SelbstverwalterInnen.

Reichsbürger behaupten u.a., dass Deutschland kein souveräner Staat sei, sondern ein Konstrukt der Besatzungsmächte und handelsrechtliches Gebilde (»BRD GmbH«), das von einer internationalen Machtelite gesteuert würde. Dabei sind Souveränismus, Antiamerikanismus und Antisemitismus prägende Elemente, oft verbunden mit Esoterik und Mystizismus. Typische Reichsbürger-Argumente sind der Hinweis auf einen fehlenden Friedensvertrag und die Ansicht, dass das Grundgesetz keine gültige Verfassung darstelle, weil es nicht vom Volk entschieden worden sei.

Bei den Corona-Protesten konnten Reichsbürger ungestört Propaganda betreiben und Einfluss nehmen. Bei einigen Teilnehmenden der Proteste kann nachvollzogen werden, wie diese sich sukzessive Erzählungen und Positionen der Reichsbürger zu Eigen machten. Es besteht eine auffallende Schnittmenge von Reichsbürgern und AnhängerInnen von »QAnon«. Im Rhein-Main-Gebiet aktive Reichsbürgergruppen sind u.a. Königreich Deutschland, Verfassungsgebende Versammlung, Vaterländischer Hilfsdienst und Arminius Erben. Auch existiert ein kaum überschaubares Netzwerk von Unternehmen und Vereinen, die von Reichsbürgern geleitet werden.

siehe auch: 1871, Reichsbürger-Vereine und Reichsbürger-Unternehmen, Umgedrehte Deutschlandfahne