Am 22. März 2025 fand im Rahmen des bundesweiten Aktionstags »Gemeinsam für Deutschland« ein rechter Aufzug durch die Frankfurter Innenstadt statt, dessen Inhalte und Forderungen an die PEGIDA-Bewegung erinnern. Die Versammlung konnte aufgrund von antifaschistischen Gegenprotesten nicht wie geplant durchgeführt werden. Für den April sind weitere Termine angekündigt.

Nachdem die Zahl der Teilnehmenden rechter Aufzüge im Rhein-Main-Gebiet im Jahr 2024 rückläufig war, scheint dieser Abwärtstrend nun durchbrochen. Im Nachgang zur tödlichen Attacke in einem Aschaffenburger Park erreichte Rhein-Main-steht-aufDie Gruppe Rhein-Main-steht-auf (RMSA) prägt seit ihrer Gründung 2021 das Geschehen der rechten Verschwörungsszene im Raum Aschaffenburg, Miltenberg, Offenbach und Hanau. Die Gruppe war aus den Corona-Protesten entstanden und verfügt über beträchtliche personelle und finanzielle Ressourcen sowie über eine Struktur mit verbindlicher Aufgabenverteilung. RMSA führt beständig Aufzüge und kleinere Protestaktionen durch, die sich gegen »Ampelpolitik« und Linke richten. Obwohl RMSA… Weiterlesen mit einer Hetzveranstaltung gegen Migrationspolitik am 26. Januar erstmals wieder über 1000 Teilnehmende. Es war zu erwarten, dass die politischen Debatten über Grenzschließungen und Abschiebungen und die damit einhergehenden rassistischen Diskurse das rechte Klientel nicht befrieden sondern im Gegenteil stärken würden. Dies spiegelt sich nun auch auf Frankfurts Straßen wider. Trotz organisatorischer Hürden in der Planungsphase des Aktionstags und mehreren weiteren Veranstaltungen in der Region schafften es die Verantwortlichen ca. 350 Menschen zu mobilisieren.

Unter den Anwesenden befanden sich an diesem Tag viele bekannte Gesichter von Aufzügen der rechten VerschwörungsszeneAls rechte Verschwörungsszene, rechte Verschwörungsbewegung oder rechtes Verschwörungsmilieu bezeichnen wir das Spektrum der Personen, die eine Verschwörungsmentalität und eine geteilte Identität als »Freiheitsbewegung« und »Wahrheitsbewegung« verbindet. Die Angehörigen der Szene organisieren sich in analogen und virtuellen Gruppen und Plattformen und verfügen über ein eigenes Netzwerk »alternativer Medien«. Mit den Corona-Protesten Anfang 2020 bildete sich eine Bewegung heraus, die sich beständig… Weiterlesen, Aktive der inzwischen aufgelösten AfD-Jugend Junge Alternative für Deutschland (JA)Angehörige der JA auf einer Kundgebung der AfD gegen die Corona-Politik am 5. Februar 2022 in Friedberg. Mit Sonnenbrille und JA-Abzeichen an der Jacke der heutige JA-Landesvorsitzende Dominik Asch, rechts mit Mundschutz mit Aufschrift »Rechts« Nils Andersen. © Pixelarchiv Die Jugendorganisation der AfD, die Junge Alternative für Deutschland (JA), ist im Rhein-Main-Gebiet von Personen aus dem neofaschistischen Spektrum geprägt. Gruppen… Weiterlesen, Männer aus dem Rockermilieu sowie junge und alte Neonazis. Der überwiegende Teil der Versammlungsteilnehmer*innen bestand jedoch aus Menschen, die sich wohl selbst zur sogenannten gesellschaftlichen »Mitte« zählen würden. Am offenen Mikrophon und im Livestream stellten sie sich häufig mit Vornamen, Alter und Beruf vor und arbeiteten sich populistischPopulismus ist ein wichtiger ideologischer Bestandteil von rechtem Verschwörungsdenken. Er basiert im Allgemeinen auf der pauschalisierenden Gegenüberstellung von einem »Volk« und einer »Elite« – oft auf die binäre Formel gebracht: »Wir« gegen »die da oben«. Während man sich selbst als hart arbeitende und ehrliche Bürger*innen versteht, wirft man als elitär empfundenen Personen vor, Einfluss und Wohlstand durch unlautere Mittel erworben… Weiterlesen an »denen da oben« ab. Politiker*innen wurden wahlweise als »unfähig«, »Pfeifen« oder »abartig« bezeichnet und würden eine »widerwärtige und bürgerfeindliche Politik« betreiben. Als Beispiel wurde unter anderem eine angeblich »verfehlte Migrationspolitik« genannt. In per Livestream ausgestrahlten Interviews war davon die Rede, dass man in Frankfurts Straßenbahnen inzwischen kein Wort deutsch mehr höre, mehrfach fielen pauschalisierende und rassistische Aussagen über Migrant*innen.
Während sich die Anfangskundgebung an der Festhalle noch Themen wie der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine oder zu geringen Renten widmete, dominierten während der Demonstration durch die Innenstadt nationalistische Töne. Es wehten weitaus mehr Deutschland- als Friedensfahnen. Als Soundtrack dienten die Böhsen Onkelz, Songs der rechten Rapper Rapbellions , sowie die Nationalhymne. Gegenprotestierenden wurden die Parolen »Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen«, »Hier marschiert der nationale Widerstand« und homophobe Beleidigungen zugerufen.


Unter der neonazistischen Gruppe Jung & Stark Hessen befand sich eine Person, die noch im Januar 2025 an Wahlkampfständen der AfD in Frankfurt mitwirkte und offensichtlich Teil der JA war. Ein weiterer ehemaliger Aktivist der JA trug zeitweise das Fronttransparent der Demonstration. Während der Versammlungsplanung führte die Ankündigung einer Neonazistin aus Nordhessen, ihre Kameraden von den Jungen Nationalisten (JN), der Jugendorganisation der Partei Die Heimat (ehemals NPDDie neonazistische Partei Die Heimat trat in der vergangenen Jahren im Rhein-Main-Gebiet kaum außerhalb einzelner Aufzüge der rechten Verschwörungsszene in Erscheinung. Die Partei war 1964 unter dem Namen Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) gegründet und im Juni 2023 in Die Heimat umbenannt worden. Auf den Aufzügen der Bürgerinitiative Franken, die von Mai bis September 2023 in Aschaffenburg stattfanden nahmen Gruppen von… Weiterlesen) mitbringen zu wollen, zu einer Diskussionen, wie mit Neonazis auf dem Aufzug umzugehen sei. So befürchtete der ursprüngliche Anmelder, ein Unternehmer aus dem Wetteraukreis, durch entsprechende Bilder in die rechte Ecke gedrängt zu werden. Kurz darauf zog dieser sich aus der Organisation zurück. Zum vereinbarten Ausschluss von Neonazis kam es schließlich nicht. Weder das Organisationsteam noch die Demonstrationsgemeinschaft schien deren Präsenz zu stören.

Schlussendlich kam die Demonstration bereits vor der geplanten Abschlusskundgebung zum Stoppen, da Antifaschist*innen die Route zweimal blockierten. Die Versammlung endete frühzeitig am Willy-Brandt-Platz. Erbost darüber kündigte man weitere Aufzüge am 5. und 26. April in Frankfurt an.