PEGIDA reloaded?

Am 22. März 2025 fand im Rahmen des bundesweiten Aktionstags »Gemeinsam für Deutschland« ein rechter Aufzug durch die Frankfurter Innenstadt statt, dessen Inhalte und Forderungen an die PEGIDA-Bewegung erinnern. Die Versammlung konnte aufgrund von antifaschistischen Gegenprotesten nicht wie geplant durchgeführt werden. Für den April sind weitere Termine angekündigt.

Aufzug »Gemeinsam für Deutschland« am 22. März 2025 in Frankfurt am Main.

Nachdem die Zahl der Teilnehmenden rechter Aufzüge im Rhein-Main-Gebiet im Jahr 2024 rückläufig war, scheint dieser Abwärtstrend nun durchbrochen. Im Nachgang zur tödlichen Attacke in einem Aschaffenburger Park erreichte Rhein-Main-steht-auf mit einer Hetzveranstaltung gegen Migrationspolitik am 26. Januar erstmals wieder über 1000 Teilnehmende. Es war zu erwarten, dass die politischen Debatten über Grenzschließungen und Abschiebungen und die damit einhergehenden rassistischen Diskurse das rechte Klientel nicht befrieden sondern im Gegenteil stärken würden. Dies spiegelt sich nun auch auf Frankfurts Straßen wider. Trotz organisatorischer Hürden in der Planungsphase des Aktionstags und mehreren weiteren Veranstaltungen in der Region schafften es die Verantwortlichen ca. 350 Menschen zu mobilisieren.

Der 48-jährige Versammlungsleiter Thomas Bernt beteiligte sich im Bundestagswahlkampf 2025 an Infoständen für die AfD und wirbt auch auf seinem TikTok-Kanal regelmäßig für die Partei. Bis 2020 war er Vorsitzender eines Foodsharing-Vereins mit Adresse in Bruchköbel (Main-Kinzig-Kreis)
Der 48-jährige Versammlungsleiter Thomas Bernt beteiligte sich im Bundestagswahlkampf 2025 an Infoständen für die AfD und wirbt auch auf seinem TikTok-Kanal regelmäßig für die Partei. Bis 2020 war er Vorsitzender eines Foodsharing-Vereins mit Adresse in Bruchköbel (Main-Kinzig-Kreis). © dokunetzwerk rhein-main

Unter den Anwesenden befanden sich an diesem Tag viele bekannte Gesichter von Aufzügen der rechten Verschwörungsszene, Aktive der inzwischen aufgelösten AfD-Jugend Junge Alternative für Deutschland (JA), Männer aus dem Rockermilieu sowie junge und alte Neonazis. Der überwiegende Teil der Versammlungsteilnehmer*innen bestand jedoch aus Menschen, die sich wohl selbst zur sogenannten gesellschaftlichen »Mitte« zählen würden. Am offenen Mikrophon und im Livestream stellten sie sich häufig mit Vornamen, Alter und Beruf vor und arbeiteten sich populistisch an »denen da oben« ab. Politiker*innen wurden wahlweise als »unfähig«, »Pfeifen« oder »abartig« bezeichnet und würden eine »widerwärtige und bürgerfeindliche Politik« betreiben. Als Beispiel wurde unter anderem eine angeblich »verfehlte Migrationspolitik« genannt. In per Livestream ausgestrahlten Interviews war davon die Rede, dass man in Frankfurts Straßenbahnen inzwischen kein Wort deutsch mehr höre, mehrfach fielen pauschalisierende und rassistische Aussagen über Migrant*innen.
Während sich die Anfangskundgebung an der Festhalle noch Themen wie der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine oder zu geringen Renten widmete, dominierten während der Demonstration durch die Innenstadt nationalistische Töne. Es wehten weitaus mehr Deutschland- als Friedensfahnen. Als Soundtrack dienten die Böhsen Onkelz, Songs der rechten Rapper Rapbellions , sowie die Nationalhymne. Gegenprotestierenden wurden die Parolen »Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen«, »Hier marschiert der nationale Widerstand« und homophobe Beleidigungen zugerufen.

Dokumentation bei Jung & Stark unerwünscht: Ein Teilnehmer vermummt sich mit einem Schlauchschal. ©dokunetzwerk rhein-main
Jugendliche Neonazis posieren völlig unbekümmert vor Fotograf*innen mit der »White Power«-Geste. ©dokunetzwerk rhein-main

Unter der neonazistischen Gruppe Jung & Stark Hessen befand sich eine Person, die noch im Januar 2025 an Wahlkampfständen der AfD in Frankfurt mitwirkte und offensichtlich Teil der JA war. Ein weiterer ehemaliger Aktivist der JA trug zeitweise das Fronttransparent der Demonstration. Während der Versammlungsplanung führte die Ankündigung einer Neonazistin aus Nordhessen, ihre Kameraden von den Jungen Nationalisten (JN), der Jugendorganisation der Partei Die Heimat (ehemals NPD) mitbringen zu wollen, zu einer Diskussionen, wie mit Neonazis auf dem Aufzug umzugehen sei. So befürchtete der ursprüngliche Anmelder, ein Unternehmer aus dem Wetteraukreis, durch entsprechende Bilder in die rechte Ecke gedrängt zu werden. Kurz darauf zog dieser sich aus der Organisation zurück. Zum vereinbarten Ausschluss von Neonazis kam es schließlich nicht. Weder das Organisationsteam noch die Demonstrationsgemeinschaft schien deren Präsenz zu stören.

Eine antifaschistische Blockade beendete die Demonstration frühzeitig. ©dokunetzwerk rhein-main

Schlussendlich kam die Demonstration bereits vor der geplanten Abschlusskundgebung zum Stoppen, da Antifaschist*innen die Route zweimal blockierten. Die Versammlung endete frühzeitig am Willy-Brandt-Platz. Erbost darüber kündigte man weitere Aufzüge am 5. und 26. April in Frankfurt an.