Faschismus-Vorwurf

Links: Teilnehmende eines Aufzugs der rechten Verschwörungsszene am 19. Februar 2022 in Frankfurt, rechts: Karin Kieckhäfer (mit Schild) auf dem Aufzug von Gemeinsam für Deutschland am 31. Mai 2025 in Frankfurt. Links im Bild Marika Hartmann, im Vordergrund Ramona Storm. © ASVI, Quelle: Facebook

Große Teile der rechten Verschwörungsszene nutzen – sofern sie nicht selbst dem neonazistischen Spektrum angehören – einen Faschismus-Begriff, der von jeglichem Inhalt entleert ist.

Bereits auf den Corona-Protesten war auf Transparenten und Tafeln sowie in Artikel und Reden häufig von »technokratischem Faschismus«, »Konzernfaschismus« oder »Pharmafaschismus« zu lesen und zu hören.

Insbesondere werden Personen und Gruppen, die sich gegen Aufzüge der rechten Verschwörungsszene und gegen Verschwörungsdenken an sich wenden, als »Linksfaschisten« und »die wahren Nazis« bezeichnet. Ein Lautsprecher dessen ist der Offenbacher Freidenker Klaus Hartmann, der in seinen Aussagen permanent »die Antifa« mit Faschisten und der SA gleichsetzt.

Seit Anfang 2025 wird auf den Aufzügen von Gemeinsam für Deutschland (GfD) der Faschismus-Vorwurf inflationär verwendet und ausgeweitet. Dies wird deutlich in Parolen wie »Medienkontrolle ist Faschismus« oder »Omas gegen Rechts unterstützen linken Faschismus« u.a.

Eine fundierte Definition von Faschismus findet sich in der Szene nirgends. So dient der Faschismus-Vorwurf ausschließlich als politisches Kampfmittel, um Gegner*innen zu diskreditieren und zu dämonisieren. Sich selbst bestätigt man gleichzeitig als WiderstandskämpferInnen. Dieselbe Form der Selbstdarstellung findet sich auch bei der in der Szene üblichen Relativierung des Nationalsozialismus.

Eine Verwässerung der Begriffe von Faschismus und Nationalsozialismus findet auch statt, wenn gegen die Aufzüge der rechten Verschwörungsszene pauschale »Nazis Raus«-Sprechchöre gerichtet werden.

aktualisiert 22.06.2025