
Große Teile der rechten Verschwörungsszene nutzen – sofern sie nicht selbst dem neonazistischen Spektrum angehören – einen Faschismus-Begriff, der von jeglichem Inhalt entleert ist.
Bereits auf den Corona-ProtestenMit dem Begriff »Corona-Proteste« lassen sich die Aktivitäten zusammenfassen, die von einem Spektrum getragen werden, das sich »Corona-Rebellen« nennt und glaubt, eine »Freiheitsbewegung« gegen eine »Corona-Diktatur« zu sein. Ihre Aufzüge und Aktionen wende(te)n sich thematisch vordergründig gegen Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen und gegen einen angeblichen »Impfzwang«, doch wird dort im allgemeinen Konsens die Gefährlichkeit des Virus geleugnet und es werden… Weiterlesen war auf Transparenten und Tafeln sowie in Artikel und Reden häufig von »technokratischem Faschismus«Unter dem Begriff »Technokratische Diktatur« werden in der rechten Verschwörungsszene Erzählungen gefasst, welche die aktuellen technologischen Umwälzungen in gängige Verschwörungstheorien einbetten und als finstere Machenschaften einer »globalen Elite« darstellen. Nach dieser Auffassung dienen technische Neuerungen im Gleichschritt mit der Abschaffung des Bargeldes oder dem Ausbaus des 5G-Netzes letztendlich der Umsetzung von Vorhaben wie dem »Great Reset«, der »Agenda 2030« und… Weiterlesen, »Konzernfaschismus« oder »Pharmafaschismus« zu lesen und zu hören.
Insbesondere werden Personen und Gruppen, die sich gegen Aufzüge der rechten Verschwörungsszene und gegen Verschwörungsdenken an sich wenden, als »Linksfaschisten« und »die wahren Nazis« bezeichnet. Ein Lautsprecher dessen ist der Offenbacher FreidenkerDie Freidenker entstanden aus einer linken Geschichte heraus und bilden seit Jahren eine Schnittstelle von linken und rechten Positionen und Strukturen. Sie polarisieren bei jedem sich bietenden Thema aggressiv gegen das Feindbild USA-NATO und verteidigten selbst das syrische Assad-Regime gegen westliche »imperialistische Aggressoren«. Die Freidenker sind fest in die Friedensbewegung integriert. Politische Partner, mit denen sie in der Region gemeinsame… Weiterlesen Klaus HartmannKlaus Hartmann aus Offenbach ist Präsident der Weltunion der Freidenker und stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Freidenker Verbandes (DFV). Er pflegt enge Beziehungen zur Partei DieBasis und tritt auf Veranstaltungen auf, die in Kooperation mit DieBasis durchgeführt werden. Auch nimmt er an Podiumsverstaltungen des NachDenkSeiten Gesprächskreises Frankfurt teil. Am 8. Juni 2025 sprach er auf einem Aufzug am Hambacher Schloss, den… Weiterlesen, der in seinen Aussagen permanent »die Antifa« mit Faschisten und der SA gleichsetzt.
Seit Anfang 2025 wird auf den Aufzügen von Gemeinsam für Deutschland (GfD) der Faschismus-Vorwurf inflationär verwendet und ausgeweitet. Dies wird deutlich in Parolen wie »Medienkontrolle ist Faschismus« oder »Omas gegen Rechts unterstützen linken Faschismus« u.a.
Eine fundierte Definition von Faschismus findet sich in der Szene nirgends. So dient der Faschismus-Vorwurf ausschließlich als politisches Kampfmittel, um Gegner*innen zu diskreditieren und zu dämonisieren. Sich selbst bestätigt man gleichzeitig als WiderstandskämpferInnen. Dieselbe Form der Selbstdarstellung findet sich auch bei der in der Szene üblichen Relativierung des NationalsozialismusEtwas relativieren meint im Wortsinn etwas abzuschwächen, indem man es mit etwas anderem vergleicht bzw. gleichsetzt. Relativierung des Nationalsozialismus bedeutet, dass das NS-Regime und seine Verbrechen verharmlost werden, wenn sie beispielsweise mit staatlicher Corona-Politik oder Waffenlieferungen an die Ukraine auf eine Stufe gestellt werden. Im Jahr 2020 wurden von Teilnehmenden der Corona-Proteste Judensterne mit Inschrift »ungeimpft« getragen, was schließlich auch… Weiterlesen.
Eine Verwässerung der Begriffe von Faschismus und Nationalsozialismus findet auch statt, wenn gegen die Aufzüge der rechten Verschwörungsszene pauschale »Nazis Raus«-Sprechchöre gerichtet werden.
aktualisiert 22.06.2025