Relativierung des Nationalsozialismus / Relativierung des Holocaust

Teilnehmer an einem Corona-Protest am 27. November 2021 in Frankfurt. © dokunetzwerk rhein-main

Etwas relativieren meint im Wortsinn etwas abzuschwächen, indem man es mit etwas anderem vergleicht bzw. gleichsetzt. Relativierung des Nationalsozialismus bedeutet, dass das NS-Regime und seine Verbrechen verharmlost werden, wenn sie beispielsweise mit staatlicher Corona-Politik oder Waffenlieferungen an die Ukraine auf eine Stufe gestellt werden.

Im Jahr 2020 wurden von Teilnehmenden der Corona-Proteste Judensterne mit Inschrift »ungeimpft« getragen, was schließlich auch strafrechtlich geahndet wurde. Immer wieder werden auch Tafeln und Transparente gezeigt oder Reden gehalten, die Assoziationen mit der NS-Vernichtungspolitik herstellen: Corona-Testzentren werden als Konzentrationslager und Corona-Impfstoffe als »Zyklon C« (C steht für »Covid«) bezeichnet, auf Schildern steht »Impfen macht frei«. Teilnehmende stilisieren sich wahlweise als Anne Frank oder Sophie Scholl. Samuel Salzborn, der Antisemitismusbeauftragte des Landes Berlin, nennt dies »eine geschichtsrevisionistische Relativierung der Shoah, bei der die antisemitische Vernichtungspolitik auf infame Weise instrumentalisiert wird«.

Die NS-Vergleiche und der Faschismus-Vorwurf an Gegner*innen erfüllen eine Doppelfunktion. Staatliche Maßnahmen werden dadurch dämonisiert und delegitimiert, sich selbst fantasiert man in die Rollen von Opfern und WiderstandskämpferInnen, die einen heroischen Kampf gegen schlimmstes Unrecht führen würden. Obwohl die NS-Verharmlosung und die Perfidie dieser Inszenierungen vielfach kritisiert wird, hält die rechte Verschwörungsszene unvermindert daran fest.