Große Teile der rechten VerschwörungsszeneAls rechte Verschwörungsszene, rechte Verschwörungsbewegung oder rechtes Verschwörungsmilieu bezeichnen wir das Spektrum der Personen, die eine Verschwörungsmentalität und eine geteilte Identität als »Freiheitsbewegung« und »Wahrheitsbewegung« verbindet. Die Angehörigen der Szene organisieren sich in analogen und virtuellen Gruppen und Plattformen und verfügen über ein eigenes Netzwerk »alternativer Medien«. Mit den Corona-Protesten Anfang 2020 bildete sich eine Bewegung heraus, die sich beständig… nutzen – sofern sie nicht selbst dem neonazistischen Spektrum angehören – einen Faschismus-Begriff, der von jeglichem Inhalt entleert ist und beliebig angewendet wird. Während auf Flugblättern und Plakaten von hiesigen Corona-ProtestenMit dem Begriff »Corona-Proteste« lassen sich die Aktivitäten zusammenfassen, die von einem Spektrum getragen werden, das sich »Corona-Rebellen« nennt und glaubt, eine »Freiheitsbewegung« gegen eine »Corona-Diktatur« zu sein. Ihre Aufzüge und Aktionen wende(te)n sich thematisch vordergründig gegen Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen und gegen einen angeblichen »Impfzwang«, doch wird dort im allgemeinen Konsens die Gefährlichkeit des Virus geleugnet und es werden… etwa von »technokratischem Faschismus«Unter dem Begriff »Technokratische Diktatur« werden in der rechten Verschwörungsszene Erzählungen gefasst, welche die aktuellen technologischen Umwälzungen in gängige Verschwörungstheorien einbetten und als finstere Machenschaften einer »globalen Elite« darstellen. Nach dieser Auffassung dienen technische Neuerungen im Gleichschritt mit der Abschaffung des Bargeldes oder dem Ausbaus des 5G-Netzes letztendlich der Umsetzung von Vorhaben wie dem »Great Reset«, der »Agenda 2030« und…, »Konzernfaschismus« oder »Pharmafaschismus« zu lesen ist, werden protestierende Antifaschist*innen sowie »die Antifa« wiederum als »Fußtruppen eines globalen Faschismus« bezeichnet.
Eine fundierte Definition von Faschismus findet sich nirgends. So dient der Begriff hauptsächlich dazu, eine Drastik zu beschwören und politische Gegner*innen zu diskreditieren und zu dämonisieren. Sich selbst bestätigt man gleichzeitig als WiderstandskämpferInnen. Dieselbe Form der Selbstdarstellung findet sich auch bei der in der Szene üblichen Relativierung des NationalsozialismusEtwas relativieren meint im Wortsinn etwas abzuschwächen, indem man es mit etwas anderem vergleicht bzw. gleichsetzt. Relativierung des Nationalsozialismus bedeutet, dass das NS-Regime und seine Verbrechen verharmlost werden, wenn sie beispielsweise mit staatlicher Corona-Politik oder Waffenlieferungen an die Ukraine auf eine Stufe gestellt werden. Im Jahr 2020 wurden von Teilnehmenden der Corona-Proteste Judensterne mit Inschrift »ungeimpft« getragen, was schließlich auch….
Auffällig ist die häufige Kombination mit Feindbildern wie der »Pharmaindustrie« oder den »Konzernen«. Polemische Kampfbegriffe wie »Konzernfaschismus« legen den Fokus in sinnbildlicher Form auf die ausgemachten Sündenböcke und offenbaren ein verkürztes Problemverständnis. Die Frage nach den kapitalistischen Ursachen für teils zurecht kritisierte Fehlentwicklungen wie bspw. in der Gesundheitspolitik wird kategorisch ausgeschlossen. Eine Systemkritik kann daher nicht stattfinden.
Eine problematische Verwässerung des Faschismus-Begriffs liegt auch vor, wenn Antifaschist*innen gegen die Aufzüge der rechten Verschwörungsszene pauschale »Nazis Raus«-Sprechchöre richten.