Geplante Reichsbürger-Aufzüge in Frankfurt und Weiterstadt

Am 12. und 13. Juli 2025 wollen AnhängerInnen der Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß in Frankfurt und Weiterstadt Solidaritätsaktionen für die Mitglieder der Vereinigung durchführen. Die Gruppe, die auch unter dem Namen Patriotische Union bekannt ist, hatte in Deutschland einen Staatsstreich geplant und wurde im Dezember 2022 aufgedeckt. Sie war von der Reichsbürger-Ideologie, dem QAnon-Mythos und antisemitischem Verschwörungsdenken geprägt. Seit Mai 2024 läuft am Frankfurter Oberlandesgericht der Prozess gegen neun Personen, die dem Führungskreis der Gruppe angehörten. Gegen 17 weitere Personen wird parallel in Stuttgart und München verhandelt.

In der rechten Verschwörungsszene gilt die Gruppe als Opfer einer konstruierten Anklage. Auch auf den »Friedensmärschen«, die die Szene jeden Montag in Frankfurt durchführt, wird in Reden und Transparenten die Einstellung der Verfahren gegen die Gruppenmitglieder und deren Freilassung aus der Untersuchungshaft gefordert.

Am 12. Juli soll nun ein Demonstrationszug vom Friedberger Platz im Frankfurter Nordend zur Justizvollzugsanstalt (JVA) in Preungesheim ziehen. Dort ist der ehemalige Bundeswehr-Oberst und QAnon-Anhänger Maximilian Eder inhaftiert. Eder ist einer der Hauptangeklagten im Frankfurter Prozess. Er wurde 2021 bekannt, als er bei der Flutkatastrophe im Ahrtal mit einer militärisch anmutenden Gruppe von Reichsbürgern und anderen extremen Rechten ein angebliches »Hilfszentrum« einrichtete, das viel mediale Aufmerksamkeit erfuhr, bevor es von den Behörden geschlossen wurde. Seitdem wird er in rechten Kreisen als »Held vom Ahrtal« bewundert.

Aufzug am 19. Mai 2024 am Hambacher Schloß. Der Reichsbürger Max Eder wird in der rechten Szene als »Held vom Ahrtal« verehrt. Quelle: Facebook

Einen Tag nach dem Frankfurter Aufzug, am 13. Juli, wollen sich AnhängerInnen der Gruppe Reuß vor der JVA in Weiterstadt (Lkr. Darmstadt-Dieburg) zu einer Mahnwache versammeln, um Solidarität mit dem ehemaligen Polizisten Michael Fritsch zu bekunden. Auch Fritsch war eine führende Person der Gruppe um Prinz Reuß und befindet sich in Weiterstadt in Untersuchungshaft. Er dient der Szene neben Eder als Symbolfigur einer angeblichen staatlichen Verfolgung aufrechter PatriotInnen und eines »Schauprozesses«, der in Frankfurt geführt würde. Fritsch war in der Gruppe Reuß für den Bereich »Sicherheit und Polizei« zuständig und mitverantwortlich für die Bildung sogenannter Heimatschutzkompanien. Laut der Anklageschrift gab es in der Gruppe den Konsens, Personen zu töten, die sich dem neuen Regime widersetzten.

Auf dem »Friedensmarsch« am 15. Juli 2024 in Frankfurt bekundet die rechte Verschwörungsszene ihre Solidarität mit dem inhaftierten Reichsbürger Michael Fritsch. Quelle: Facebook

Offiziell wird die Mahnwache in Weiterstadt vom Verein Blaulicht-Familie veranstaltet. Dessen zweiter Vorsitzender Carsten Stehlik aus Nidderau (Main-Kinzig-Kreis) hat die Versammlung angemeldet. Stehlik ist ehemaliger Polizeibeamter und tritt regelmäßig auf rechten Versammlungen und Aufzügen in Erscheinung.

Bereits in der Vergangenheit hatten vor den Gefängnissen in Preungesheim und Weiterstadt Aufzüge von Reuß-AnhängerInnen stattgefunden. So versammelten sich am 23. Juli 2024 etwa 20 Personen vor der JVA in Weiterstadt. Anlass waren die Geburtstage von Fritsch und einem weiteren Angeklagten, dem Neonazi Peter Wörner aus Bayern. Am 15. September 2024 zogen fast 40 Personen zwei Stunden lang singend und trommelnd um das Gefängnis in Preungesheim, wo die Angeklagte Johanna Findeisen-Juskowiak einsitzt. Diese hatte kurz zuvor Geburtstag gehabt. An einem Aufzug vor der JVA in Preungesheim am 8. Dezember 2024 anlässlich des Geburtstags von Heinrich XIII. Prinz Reuß nahm nur eine Handvoll Personen teil, weil die Mobilisierung kaum gestreut wurde.

Gruppenfoto vor der JVA Preungesheim am 15. September 2024 anlässlich des Geburtstags von Johanna Findeisen-Juskowiak. Quelle: Facebook

Die nächste Demonstration vor dem Frankfurter Gefängnis ist bereits in Planung. Am 8. Mai 2025 kündigte der Frankfurter David Weber bei der wöchentlichen »Mahnwache« der Szene vor dem Hessischen Rundfunk eine weitere Solidaritätsaktion für Johanna Findeisen-Juskowiak an. Diese wolle Achim Weinacker, der hessische Landesvorsitzende der Partei DieBasis, anmelden und man bemühe sich hierzu den ehemaligen Fernsehpfarrer Jürgen Fliege als Redner zu gewinnen.

Am 11. März 2025 wurde eine Online-Petition gestartet, die auffordert, die angebliche Folter von Findeisen-Juskowiak durch Bedienstete in der JVA Preungesheim einzustellen. Die Petition fand bis zum 2. Juli knapp 2.300 Unterzeichnende, viele von ihnen aus dem Kreis der Partei DieBasis, der Findeisen-Juskowiak angehört. Auch dies zeigt, dass die Solidarisierung mit den Angeklagten im Reuß-Prozess den Kern der Reichsbürger-Szene längst verlassen hat.

Am 12. Juli wollen die Reuß-AnhängerInnen nun ein Spektakel aufführen. Angeführt von den Bergsträßer Trommlern des Reichsbürgers Wolfgang Burkard wollen sie durch das Nordend und Bornheim in den Frankfurter Norden zum Preungesheimer Gefängnis laufen. Die Mobilisierung wird über etliche rechte Kanäle verbreitet, sodass mit mehreren Dutzend Teilnehmenden zu rechnen ist.