Impffeindschaft

Corona-Protest in Frankfurt am 11. April 2021. © P. E.

Impfskepsis und Impffeindschaft sind begrifflich voneinander zu trennen. Impfskepsis meint, Versprechungen der Pharmaunternehmen kritisch zu hinterfragen und auf der Basis wissenschaftlicher Evidenz abzuwägen, welche Impfungen man für notwendig hält. Impffeindschaft bedeutet, Impfungen kategorisch abzulehnen. Dies ist in der Regel ideologisch begründet und Ausdruck von Wissenschaftsleugnung, Verschwörungsdenken und Sozialdarwinismus.

Impffeindschaft ist untrennbar mit der Anfeindung der Schulmedizin verbunden und hat seine Ursprünge im Antisemitismus der völkischen Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts. Im völkischen und nationalsozialistischen Denken galten Impfungen als eine Waffe der »verjudeten Schulmedizin«, um das deutsche Volk zu schwächen oder gar zu zerstören. Vor diesem Hintergrund wirkt es noch infamer, wenn heute Impfgegner*innen in NS-relativierender Weise Impfungen als »Genozid« oder »Impfholocaust« bezeichnen.

Als Gegenentwurf zu Schulmedizin und Impfungen entstand die Alternativmedizin, die das Dogma entwarf, dass Krankheiten einen tieferen Sinn hätten, dass man sie »durchleben« müsse, um danach gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Impfungen werden als »widernatürlicher« Eingriff in diesen Prozess angesehen. Dieses Denken verfängt vor allem in einem Menschenbild, das auf Biologismus und einer Kategorisierung des Menschen in stark (gesund) und schwach (krank) beruht. Wer Probleme mit einem Virus hat wird als schwach verachtet und hat in einer Gesellschaft von ImpfgegnerInnen keinen Schutz und keine Solidarität zu erwarten.