Biologismus

»Familien-Schutz-Demo« am 17. September 2023 in Aschaffenburg. © ASVI

Biologismus ist eine Ideologie, die menschliche Verhaltensweisen und gesellschaftliche Zusammenhänge nicht als soziale Prozesse begreift, sondern diese (pseudo-)biologisch herleitet. Demnach seien »Naturgesetze« und eine »natürliche Ordnung« für das Miteinander handlungsleitend. Den Individuen, Menschengruppen und Geschlechtern werden »natürliche« und unveränderliche Eigenschaften und Rollen zugeschrieben. So findet eine Naturalisierung des Sozialen statt, die als regressiv bis reaktionär zu verstehen ist.

Die Zuschreibung angeblich »natürlicher« Geschlechtsidentititäten und Geschlechterrollen bedient Antigenderismus und LGBTQ-Feindlichkeit. In Redebeiträgen und Aufrufen der rechten Verschwörungsszene werden Gender-Politik und die Möglichkeit, das Geschlecht zu wechseln als »widernatürlich« bzw. »widernatürliche Perversion« (siehe u.a.: Daniel Langhans, Hartmut Issmer, Widerstand 4.0) bezeichnet.

Biologismus äußert sich in der rechten Verschwörungszene auch in der sozialdarwinistischen Ansicht, dass Krankheiten und Pandemien Teil eines natürlichen Kreislaufes seien, in dem die Schwachen »aussortiert« würden. Oder in der Ablehnung vom Impfungen, Chemotherapien und überhaupt von schulmedizinischen Behandlungen, da diese in angeblich widernatürlicher Weise den Körper manipulieren würden.

Die biologistisch begründete Anfeindung der Schulmedizin und die Ansicht, dass es »natürliche«, quasi-organische Volkskörper und Lebensräume gebe, verbindet Biologismus mit Antisemitismus, Rassismus und völkischer Ideologie.