Impfskepsis und Impffeindschaft sind begrifflich voneinander zu trennen. Impfskepsis meint, Versprechungen der Pharmaunternehmen kritisch zu hinterfragen und auf der Basis wissenschaftlicher Evidenz abzuwägen, welche Impfungen man für notwendig hält. Impffeindschaft bedeutet, Impfungen kategorisch abzulehnen. Dies ist in der Regel ideologisch begründet und Ausdruck von WissenschaftsleugnungWissenschaftsfeindlichkeit bezeichnet die ablehnende Haltung gegenüber Evidenz und gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnis. Der Begriff entstand mit der Holocaustleugnung, heute umfasst er u.a. die Leugnung des Klimawandels, der Evolutionslehre und medizinischer Erkenntnisse z.B. zu AIDS, Corona oder Krebserkrankungen. Wissenschaftsfeind*innen und -leugner*innen kommunizieren oft offensiv nach außen und erreichen eine Verunsicherung bis weit in die Gesellschaft hinein. Die Negierung des wissenschaftlichen Konsenses beinhaltet…, Verschwörungsdenken und SozialdarwinismusSozialdarwinismus ist ein Kernelement rechter Ideologie. Er gründet im Biologismus und überträgt die Evolutionstheorie von Charles Darwin eins zu eins auf menschliche Gesellschaften. Daraus folgen die Überzeugungen von einem ständigen »Kampf ums Dasein«, der Selbstverständlichkeit sozialer Hierarchien und der Ungleichwertigkeit von Menschen. Dies bewirkt eine verachtende Perspektive auf Menschen, die körperlich, intellektuell oder ökonomisch als schwächer angesehen werden. Sie werden….
Impffeindschaft ist untrennbar mit der Anfeindung der Schulmedizin verbunden und hat seine Ursprünge im AntisemitismusAntisemitismus ist eine tragende Ideologie der rechten Verschwörungsszene und tritt dort in vielen Facetten in Erscheinung. Als übergeordnete Verschwörungsmythos dient der Szene ein angeblicher Plan einer »globalistischen Elite« zur Schaffung einer Neuen Weltordnung. Darin spiegeln sich viele Elemente der seit fast 2000 Jahren virulenten Erzählungen von einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung wieder: Die Ansicht, dass »heimatlose« Jüd*innen kultur- und heimatlose »Einheitsmenschen«… Weiterlesen der völkischen Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts. Im völkischen und nationalsozialistischen Denken galten Impfungen als eine Waffe der »verjudeten Schulmedizin«, um das deutsche Volk zu schwächen oder gar zu zerstören. Vor diesem Hintergrund wirkt es noch infamer, wenn heute Impfgegner*innen in NS-relativierender Weise Impfungen als »Genozid« oder »Impfholocaust« bezeichnen.
Als Gegenentwurf zu Schulmedizin und Impfungen entstand die AlternativmedizinDas Konzept der Alternativmedizin ist unter verschwörungsgläubigen Menschen stark verbreitet und fungiert oft als Einstieg in eine tiefere esoterische Weltanschauung. Zur Alternativmedizin zählen in der Regel diagnostische und therapeutische Verfahren wie Homöopathie oder anthroposophische Medizin, für die kein medizinischer Nutzen nachgewiesen wurde bzw. nachweisbar ist. Irrtümlich werden oft auch Naturheilverfahren wie Phytotherapie, Ernährungs- oder Wassertherapie dazu gezählt, die jedoch Teil… Weiterlesen, die das Dogma entwarf, dass Krankheiten einen tieferen Sinn hätten, dass man sie »durchleben« müsse, um danach gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Impfungen werden als »widernatürlicher« Eingriff in diesen Prozess angesehen. Dieses Denken verfängt vor allem in einem Menschenbild, das auf BiologismusBiologismus ist eine Ideologie, die menschliche Verhaltensweisen und gesellschaftliche Zusammenhänge nicht als soziale Prozesse begreift, sondern diese (pseudo-)biologisch herleitet. Demnach seien »Naturgesetze« und eine »natürliche Ordnung« für das Miteinander handlungsleitend. Den Individuen, Menschengruppen und Geschlechtern werden »natürliche« und unveränderliche Eigenschaften und Rollen zugeschrieben. So findet eine Naturalisierung des Sozialen statt, die als regressiv bis reaktionär zu verstehen ist. Die Zuschreibung… und einer Kategorisierung des Menschen in stark (gesund) und schwach (krank) beruht. Wer Probleme mit einem Virus hat wird als schwach verachtet und hat in einer Gesellschaft von ImpfgegnerInnen keinen Schutz und keine Solidarität zu erwarten.