Lügen­presse, System­medien

Verschwörungsideologischer Aufzug in Darmstadt am 3. September 2022. © dokunetzwerk rhein-main

In Reden auf Aufzügen der rechten Verschwörungsszene wird häufig gegen »Lügenpresse« und »Systemmedien« agitiert. Auch erklingen entsprechende Rufe und Sprechchöre gegen unliebsame Journalist*innen am Rande der Demonstrationen.

In diesen Begriffen steckt in der Regel mehr als eine polemische und pauschale Medienkritik. Sie dienen vornehmlich dazu, eine kritische Berichterstattung über die eigenen Auftritte und politischen Standpunkte zu diskreditieren. Darin spiegelt sich zudem die Behauptung, dass die meisten Medien bewusst Lügen verbreiten würden.

In den beständigen Anfeindungen der Presse drückt sich insbesondere die antidemokratische Überzeugung aus, dass die eigene Meinung eine unumstößliche Wahrheit sei, die keine Widerrede und Gegenposition erlaube. Die Teilnehmenden der Auftritte der rechten Verschwörungsszene beschweren sich beständig darüber, von vielen Medien nicht genug beachtet zu werden. Wenn jedoch Journalist*innen anwesend sind, die nicht dem eigenen Spektrum zugehören, werden diese häufig beleidigt und mitunter tätlich angegriffen.

»Lügenpresse« und »Systemmedien« sind auch die Schlagworte einer Verschwörungserzählung. Je einhelliger die mediale Kritik an Verschwörungsmythen und deren Anhänger*innen ist, desto mehr fühlen sich diese in ihrer Ansicht bestärkt, dass »die Medien« (außer den eigenen »alternativen Medien«) gleichgeschaltet seien und von den Mächtigen des »Systems« gesteuert würden. Das wiederum sei Teil eines angeblichen, allumfassenden Planes zur Errichtung einer »Neuen Weltordnung«.