Anastasia-Propagandistin auf Deutschlandtour in Schaafheim zu Gast

Zwei Veranstaltungen der extrem rechten Esoterik waren im Bachgau geplant

Auf »Bachmanns Hof« im Schaafheimer Ortsteil Schlierbach fand am 9. Juli 2024 ein Vortrag mit der Anastasia-Propagandistin Maria Maksheeva statt. © Rhein-Main Rechtsaußen

Im Juli 2024 ging Maria Maksheeva, Influencerin der russischen Anastasia-Siedlungsidee, auf Deutschlandtour, um bei mindestens drei Veranstaltungen für das Leben in den völkischen und antisemitischen Projekten der Bewegung zu werben. Maksheeva wuchs selbst nach eigenen Angaben in einem derartigen Projekt in Sibirien auf und bereiste unterschiedliche Anastasia-Siedlungen, um professionelle PR-Filme über das Leben in den sektenartigen Gemeinschaften zu produzieren.

Die Idee basiert auf den Romanen des russischen Schriftstellers Wladimir Megre, in deren Mittelpunkt die fiktive Figur Anastasia steht. Megre verbindet ein Leben »im Einklang mit der Natur« mit völkischer, antisemitischer und rassistischer Ideologie.

Am 9. Juli referierte Maksheeva vor einem Publikum aus etwa 35 Personen in Schaafheim (Landkreis Darmstadt-Dieburg). Die Teilnehmenden kamen aus den Regionen Aschaffenburg, Darmstadt, Friedberg, Odenwald und Wiesbaden. Organisiert wurde die Veranstaltung maßgeblich von der Esoterikerin Tanja Wolf aus Großostheim-Ringheim (Landkreis Aschaffenburg).

Einige der TeilnehmerInnen des Anastasia-Vortrags am 9. Juli 2024. Vorne in der Mitte im grauen Kleid steht die Referentin Maria Maksheeva. Quelle: Telegram

Zunächst sollte der Vortrag in einer Räumlichkeit der Gemeinde Schaafheim im Ortsteil Mosbach stattfinden. Nachdem die Gemeinde über den Charakter der Veranstaltung informiert worden war, kündigte sie die Räumlichkeiten. Die VeranstalterInnen verlegten den Vortrag anschließend auf »Bachmanns Hof«, ein privates Anwesen im Schaafheimer Orttsteil Schlierbach.

Seit 2023 bieten Christine und Wolfgang Bachmann in dem ehemaligen Bauernhof Gästezimmer an. Über ihren Telegram-Kanal »Christines Frei-(T)Räume« teilt Christine Bachmann esoterische Kalendersprüche und wirbt für eigene Veranstaltungen, wie etwa »Barfuß-Wanderungen«. Auch verbreitete Bachmnn darüber im Nachgang der Veranstaltung PR-Videos der Anastasia-Bewegung. Der Rekrutierungs-Vortrag war nach Bachmanns Angabe die erste öffentliche Veranstaltung auf ihrem Hof.

Da Maksheeva selbst nur russisch spricht, fungierte während des Vortrags die Massage-Therapeutin Frauke Gläser aus Karlstein am Main (Landkreis Aschaffenburg) als Übersetzerin. Zum OrganisatorInnen-Kreis zählte auch Silvia Haider aus Großostheim. Haider betreibt die »Ferienwohnungen wie im Süden Großostheim«, in denen Maksheeva zwei Nächte verbrachte.

Am 10. Juli fand zudem ein exklusives Abendessen mit der Referentin im Restaurant Trojka in Stockstadt (Landkreis Aschaffenburg) statt. Der Besitzer der Gaststätte stellte in der Vergangenheit die Räumlichkeiten bereits für Vorträge von Andreas Baumeister und Marion Baumeister zur Verfügung.

Seminarwochende zu antisemitischen Heilslehren in Nilkheim

Bewerbung des GNM-Seminars mit Michael Loidl am 13. und 14. Juli 2024. Ursprünglich war die Mehrzweckhalle in Schaafheim-Mosbach als Veranstaltungsort vorgesehen. Quelle: Telegram

Ein weiteres Treffen der extrem rechten Esoterik sollte am 13. und 14. Juli ebenfalls im Schaafheimer Ortsteil Mosbach stattfinden. Auch hier mussten kurzfristig die Räumlichkeiten für das überregional beworbene Seminar gewechselt werden. Letztlich fand die Veranstaltung in der Firma Rhein-Main-Solutions in Aschaffenburg-Nilkheim statt, es kamen ca. 15 Personen.

Die Inhaberin einer Massage-Praxis Heidi Neuberger aus Großheubach (Landkreis Miltenberg) veranstaltete ein zweitägiges Wochenendseminar der Germanischen Neuen Medizin (GNM) mit dem österreichischen Heilpraktiker Michael Loidl. Erfinder der GNM ist der 2017 verstorbene Antisemit Ryke Geerd Hamer. Er leugnete den Holocaust, glaubte sich von einer »jüdischen Loge« verfolgt und sah in der Schulmedizin eine Waffe der »Talmud-Zionisten«, um die nichtjüdische Bevölkerung umzubringen. Loidl ist nach eigener Angabe ein direkter Schüler von Hamer.

Teilweise nahmen die TeilnehmerInnen lange Anfahrtswege in kauf und reisten, den Autokennzeichen nach zu schließen, etwa aus Gießen, Delitzsch (Nordsachsen), Düren (NRW), Karlsruhe oder Olpe an. Die Teilnahme an dem zweitägigen Seminar kostete stolze 220 Euro pro Person.