Immer auf der richtigen Seite

Zum Tod des Frankfurter Antifaschisten Dieter Bahndorf

Egal, ob die AfD, die rechte Verschwörungsszene oder christliche FundamentalistInnen aufzogen. Wo immer sich Rechte in Frankfurt oder in der Umgebung zeigten: Dieter war da und wenn andere zögerten, dann ging er voran. Er brachte das Megafon mit, hielt Reden und meldete den Gegenprotest an, wenn es noch nicht geschehen war. Dieter war ein Macher. Doch war er ein bescheidener Mensch, dem jede Selbstdarstellung fremd war. Er tat das, was aus seiner Sicht getan werden musste.

Oft stand er alleine neben Kundgebungen der rechten Verschwörungsszene mit seinem Transparent »Stoppt die Superspreader von Gewalt, Antisemitismus und rechter Hetze«. Oft wurde er von Teilnehmenden bedrängt und beleidigt. Die Frage, warum er sich dies immer wieder antue, wischte er beiseite. Er tue sich doch nichts an, er tue vielmehr den Rechten etwas an, und seien es nur Nadelstiche. Nein, man dürfe sie nicht ungestört lassen.

Dieter war auch immer da, wenn man Rat und Unterstützung brauchte. Er war undogmatisch, offen, hörte zu und motivierte. Niemals sprach er von oben herab.

Und Dieter stand immer auf der richtigen Seite. Immer. Gegen Neonazis und AfD sowieso, aber auch bei den Corona-Protesten oder bei Aufzügen der »neuen Friedensbewegung«: Für ihn war zu jeder Sekunde klar, dass es unter Friedensbewegten keinen Platz geben dürfe für Antisemitismus, Verschwörungsideologien, Klimafaktenleugnung, Antifeminismus. Er zeigte Haltung.

Die Anerkennung, die ihm dafür viele entgegenbrachten, blieb ihm an anderer Stelle verwehrt. Es schmerzte ihn, dass ihm in den vergangenen Jahren manche langjährigen Weggefährt*innen sein Eintreten gegen eine Friedens-Querfront und seine Offenheit gegenüber den unterschiedlichen antifaschistischen Gruppen verübelten und ihn zu isolieren versuchten. Es schmerzte ihn, doch es hielt ihn nicht auf. Es gab doch so viel zu tun.

Am 19. November ist Dieter Bahndorf nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von nur 65 Jahren gestorben. Die antifaschistische Bewegung im Rhein-Main-Gebiet hat eine große Integrationsfigur verloren. Die Lücke, die er hinterlässt, wird nur schwer zu schließen sein. Wir vermissen ihn.

Dieter an seinem Transparent. © protest.foto südhessen

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