Corona-Rebellen

Teilnehmer am »Million March« am 25. Juni 2022 in Frankfurt mit Shirt »Corona Rebellen Bergisch Land«. © ASVI

Mit den staatlichen Kontaktbeschränkungsmaßnahmen im Zuge der CoViD-19-Pandemie im Frühjahr 2020 organisierten sich die ersten Proteste dagegen. Organisiert wurden die unangemeldeten Demonstrationen, häufig als »Spaziergänge« bezeichnet, über Telegram-Gruppen, die sich oft »Corona-Rebellen« (kurz »CR«) in Verbindung mit dem jeweiligen Ortsnamen nannten.

Chatgruppen namens »Corona-Rebellen« existierten zeitweise flächendeckend, hier wurden Aktionen organisiert, vernetzt und diskutiert. Die Dezentralität von lokalen Chatgruppen mit ihren jeweiligen Unterschieden bedingte jedoch eine aufwendige Koordination. Im Sommer 2020 hatte es die Marke Querdenken daher leicht, das Label »Corona Rebellen« zu verdrängen. Lediglich im Wetteraukreis, im Main-Kinzig-Kreis und im Hochtaunuskreis existierten derartige Chatgruppen über das Jahr 2021 hinaus. Mit dem Ende der Corona-Maßnahmen und der Hinwendung der rechten Verschwörungsszene zu anderen Themen verlor das Label »Corona-Rebellen« endgültig an Bedeutung.

Die Selbstbezeichnung als »Rebellen« darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der frühen Phase der Proteste der Erhalt des vorpandemischen Status quo im Vordergrund stand, und nicht etwa eine Überwindung des herrschenden Systems. Daher müssen die Corona-Proteste dieser Zeit auch als konformistische Rebellion verstanden werden. Im Laufe des Jahres 2020 und 2021 änderte sich dies zusehends hin zu Forderungen nach einer autoritären Umwälzung, so dass inzwischen von einer regressiven Rebellion zu sprechen ist.