Zwei Sonntage vor dem ersten Advent findet traditionell der Volkstrauertag in Deutschland statt. Jährlich wird dieser Tag von der extremen Rechten genutzt, um der Toten zu »gedenken«, die aktiv am Nationalsozialismus und seinen Verbrechen mitgewirkt haben.
In Mainz führt die Burschenschaft Germania Halle zu Mainz jährlich ein solches »Gedenken« durch, zuletzt am 17. November 2024. Ort des Geschehens ist der 117er Ehrenhof auf dem Forsterplatz in der Mainzer Innenstadt. Der »Gedenkort« soll an ein Mainzer Regiment aus der Zeit des Großherzogtum Hessen erinnern. Das Denkmal wurde 1933 mit einer nationalsozialistischen Inszenierung eingeweiht und diente in der Folge der nationalsozialistischen und militaristischen Propaganda.
1961 wurde der Ehrenhof durch ein hohes Denkmal aus schwarzem Granit für die 263. Infanterie-Division der Wehrmacht (»Division Weintraube«) ergänzt, die an der Invasion Frankreichs und der »Operation Barbarossa«, also des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, beteiligt war. Daran ist die Innenschrift »Wir waren eins in der Liebe zum Vaterland und haben alles gegeben. Bruder wie klein ist dein Streit« angebracht. Die Sätze relativieren die Verantwortung der Wehrmacht an den Verbrechen der NS-Zeit und verklärt diese zu »nur aus Liebe zum Vaterland handelnde«.
Demzufolge erscheint es logisch, dass die Germania Halle zu Mainz diesen Ort für sich ausgesucht und dort einen Kranz abgelegt hat, mit welchem sie ausschließlich der »Division Weintraube« gedenken. Zudem engagiert sich die Burschenschaft für den Erhalt und die Pflege des Denkmals. Indem sie den Soldaten des NS-Staates gedenkt, deren Verbrechen vielfach belegt sind, beteiligt sich die Burschenschaft am neonazistischen Geschichtsrevisionismus. Die Burschenschaft Germania Halle zu Mainz muss daher als Teil des neonazistischen Spektrums innerhalb der Burschenschaften gelten.
An dem »Gedenken« nahmen 11 Personen teil. Darunter die Aktivisten der Identitären Bewegung (IB) Niklas Mehrfeld, Clemens Kammeier sowie Benjamin Steiner, der überdies im Vorstand der AfDDie AfD ist ein Sprachrohr der rechten Verschwörungsszene, die Inhalte und Forderungen gleichen sich oft frappierend. Vielen Verschwörungsgläubigen gilt die AfD als einzig wählbare Partei. PolitikerInnen der AfD im Rhein-Main-Gebiet verbreiten offensiv rechte Verschwörungsmythen, z. B. Andreas Lichert aus Bad Nauheim, Ramona Storm aus Aschaffenburg oder Frank Grobe aus Eltville. Als RednerInnen auf den Aufzügen der Szene treten in der… Weiterlesen Mainz sitzt.