Am kommenden Samstag, den 13. Dezember, soll ein schiitisch-islamistisches Event in städtischen Räumen in Wiesbaden stattfinden. Beworben wird die Veranstaltung von der islamischen Jugendgruppe »Salehin« (sale7in), der Seite »Reisegruppe Esraa« und dem schiitisch-islamistischen Influencer Hani Karimian.

Die Wiesbadener Jugendgruppe ist mit dem Islamischen Kulturverein »Imam Hossein e.V.« in Wiesbaden verbunden, der im vom Iran gesteuerten schiitischen Dachverband Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden in Deutschland (IGS) organisiert ist. In der Vergangenheit nutzte die Gruppe des Öfteren die städtischen Räume des Haus der Vereine in Wiesbaden-Dotzheim für größere Events, wohin auch für kommenden Samstag geladen wird.
Bei den genannten Institutionen und Personen handelt es sich in keinster Weise um religiös-spirituelle Gruppen, sondern um politische Akteure mit klarem Bezug zur Islamischen Republik Iran und deren Herrschaftsideologie. So hat sich der aus Frankfurt stammende Hani Karimian zuvor in der Jugendorganisation des mittlerweile verbotenen Zentrum der Islamischen Kultur (ZIK) in Frankfurt betätigt und maßgeblich die Protestdemonstration am 24. August 2024 in Berlin gegen die Schließung des Islamischen Zentrum Hamburg (IZH) und seiner Teilorganisationen mitorganisiert, von der auch das Frankfurter ZIK betroffen war. Das IZH galt als wichtigste Schaltzentrale des iranischen Regimes in Europa.

Karimian fiel in der Vergangenheit durch eine offen positive Bezugnahme auf die paramilitärischen iranischen Revolutionsgarden, die libanesische Hisbollah und die Hamas auf. Während einer Gedenkfeier am 23. Mai 2024 für den gestorbenen iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi vor dem Frankfurter Generalkonsulat der Islamischen Republik bezeichnete er protestierende Exil-Iraner*innen als »Abschaum«. Zuletzt war Karimian maßgeblich in der antiisraelischen Palästinabewegung aktiv und war beteiligte sich beispielsweise an einer Gegenkundgebung vor der Wiesbadener Synagoge gegen eine dort stattfindende Veranstaltung.
Sowohl Karimian wie auch Akteure der schiitischen Jugendgruppe Salehin waren auf der diesjährigen Demonstration anlässlich des sogenannten Al-Quds Tages in Frankfurt am 29. März 2025 zugegen. Karimian trat sogar in organisatorischer Tätigkeit in Erscheinung. Beim Al-Quds Tag handelt es sich um ein vom islamischen Revolutionsführer Ruhollah Khomeini ins Leben gerufenes Event, bei dem jedes Jahr zum Ende des Monats Ramadan für die Vernichtung Israels demonstriert wird.

Beworben wird das aktuelle Event in Wiesbaden vor allem mit der Grußbotschaft eines schiitischen Klerikers aus der iranischen Stadt Maschhad: »Am 13. Dezember bringen wir Maschhad nach Wiesbaden« lässt Karimian im Werbevideo verkünden. Der geladene Geistliche, Rouhallah Hussaini, ist eng verwoben in die mit der Herrschaftsriege des iranischen Regimes und macht aus seinem islamistischen und antisemitischenAntisemitismus ist eine tragende Ideologie der rechten Verschwörungsszene und tritt dort in vielen Facetten in Erscheinung. Als übergeordnete Verschwörungsmythos dient der Szene ein angeblicher Plan einer »globalistischen Elite« zur Schaffung einer Neuen Weltordnung. Darin spiegeln sich viele Elemente der seit fast 2000 Jahren virulenten Erzählungen von einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung wieder: Die Ansicht, dass »heimatlose« Jüd*innen kultur- und heimatlose »Einheitsmenschen«… Weiterlesen Weltbild keinen Hehl.
In Maschhad ist Hussaini für die Verwaltungsorganisation des »Imam-Reza-Schreins« tätig, die letztlich mehr ist als eine religiöse Organisation. Denn hierbei handelt es sich um den größten Grundbesitzer in der Islamischen Republik Iran darstellt, der dem mehrere Banken, Fabriken, Zeitungen, Firmen, Hotels, Universitäten und Krankenhäuser angehören. Weil die Verwaltungsorganisation »Astan-e Qods-e Razavi« direkt den Befehlen des Obersten Revolutionsführers untersteht und zum Netz religiös-politischer Institutionen des Regimes gehört, ist sie von den USA mit Sanktionen belegt.
Daher verwundet Hussainis Begeisterung für die islamische Revolution und den derzeitigen Revolutionsführer Ali Khamenei nicht besonders. Auf persisch preist er die Entwicklung der Islamischen Republik zur regionalen Supermacht, die Führung unfehlbarer Meister und den Segen des Blutes der Märtyrer.
Auf einem von Hussaini betriebenen Blog wird die englische Übersetzung einer Predigt Khomeinis mit dem Titel »The Blessings of War« veröffentlicht, in der es heißt: »During the holy war, we exported our revolution to the world. […] Our holy war resulted in helping Afghan and awakening Pakistan and India. Our holy war will result in conquest of Palestine. The continuation of the spirit of the revolutionary Islam was achieved in the light of the holy war.« (Auf Deutsch: »Während des Heiligen Kriegs, haben wir unsere Revolution in die Welt exportiert. […] Unser Heiliger Krieg half Afghan(istan) und erweckte Pakistan und Indien. Unser Heiliger Krieg wird in der Eroberung Palästinas resultieren. Der Fortbestand des Geistes des revolutionären Islams wurde im Licht des Heiligen Kriegs erreicht.«)
Die Idee des sogenannten »Revolutionsexports« mit dem Ziel einer globalen islamischen Revolution nach iranischem Vorbild gehört zu den Grundfesten der Herrschaftsideologie Khomeinis und seiner AnhängerInnen.
Für den heiligen Krieg zur Eroberung Palästinas werden von Hussaini die Hamas und das Massaker vom 7. Oktober verherrlicht, was aus mehreren in den sozialen Netzwerken geteilten Bildern ersichtlich wird. Hussaini veröffentlicht hierfür Bilder von Kämpfern der Hamas mit Paraglidern und in den Tunneln unter Gaza sowie von Raketenangriffen auf Tel Aviv.


Zur Rechtfertigung des Terrorangriffs nutzt Hussaini eine offen antisemitische Bildsprache. Die USA gelten als dämonische Gestalt und Jüd*innen und Juden als dessen Schoßhunde. Einer zum Davidstern geformten Schlange soll der Kopf abgeschnitten werden und angeblich haben Zionist*innen einen Plan zur Unterjochung der Welt.
Rouhalla Hussaini sowie Hani Karimian und die beteiligten schiitischen Gruppen stehen dem iranischen Regime loyal gegenüber, das massenhaft Menschenrechtsverletzungen begeht, mit der höchsten Hinrichtungsquote der Welt auftritt und eine zentrale Finanzquelle terroristischer Gruppierungen im Nahen Osten und der Welt darstellt. Die Überlassung städtischer Räumlichkeiten an diese Gruppen wirft daher die Frage auf, ob sich die Verantwortlichen der Stadt Wiesbaden über die politische Stoßrichtung der Veranstaltung im Klaren sind.
Zum Weiterlesen:
Letztes Gebet in Rödelheim?, Rhein-Main Rechtsaußen, 13. August 2024