Klassismus / Sozialchauvinismus

Klassismus und Sozialchauvinismus, meist synonym verwendet, beschreibt die Deklassierung, Diskriminierung, Unterdrückung, Ausbeutung und Marginalisierung von Menschen aufgrund einer ökonomisch prekären Lebenslage, ihrer sozialen Herkunft oder zugewiesener Zugehörigkeit zu einer »Unterschicht«. Diese Deklassierung trifft vielfach auch Menschen, ­deren berufliche Tätigkeit wenig gesellschaftliche Anerkennung erfährt.

Klassismus ist ein wesentliches Merkmal der proprietaristischen Ideologie, die in weiten Teilen der politischen Rechten meinungsführend ist. Er gipfelt in sozialdarwinistischen Positionen, die angeblich »unproduktiven« und unterprivilegierten Menschen gesellschaftliche Teilhabe und Fürsorge vollends zu verweigern versuchen. Von Armen wird verlangt, dass sie gesellschaftlich unsichtbar bleiben, kei­nerlei Ansprüche stellen, sich unterwerfen und ihrem »Schicksal« fügen.

Klassismus wird auch in Teilen der Linken noch immer wenig wahrgenommen und oft nicht einmal in die Beschreibung rechter Ideologie einbezogen. Tatsächlich ist Klassismus kein ausschließliches Merkmal der Rechten sondern reicht weit hinein in alternative Kreise und ins sogenannte Bildungsbürgertum. Auch dort äußert sich häufig die Ablehnung, bisweilen auch Verachtung derer, die aufgrund ihrer Herkunft oder ökonomischen Situation als »bildungsferne« und »sozial schwache« Schicht ausgemacht werden. Dass Menschen aus ökonomisch benachteiligten Verhältnissen oft als »sozial schwach« bezeichnet werden, behauptet sprachlich einen Zusammenhang zwischen Armut und sozialen Defiziten.

05.06.2025

Siehe auch: Gemeinsam auf Klassenreise, analyse & kritik, 17.08.2021