Hetzels neuester Anlauf

Erneut rechte Demonstration in Aschaffenburg geplant

Für kommenden Samstag, den 22. Februar 2025, ruft Michael Hetzel (AfD, Rhein-Main-steht-auf) erneut zu einer Demonstration in Aschaffenburg auf, die er fanatisch zum »Showdown« zwischen links und rechts stilisiert. Da Hetzel genau weiß, wer sich alles auf seinen Veranstaltungen herumtreibt, ist dieser Aufruf auch offen an die gewaltbereite Naziszene gerichtet.

Nach dem Messerangriff am 22. Januar, bei dem zwei Menschen getötet wurden, 2025 kam es in Aschaffenburg am darauffolgenden Wochenende zu mehreren rechten Versammlungen und Aktionen. Am 26. Januar 2025 versammelten sich in der Spitze etwa 1.300 Menschen, darunter mehrere Dutzend Rocker und überregional angereiste Neonazis, zu einer von Hetzel organisierten Demonstration.

Das Datum der nun geplanten Demonstration ist in gleich doppelter Weise symbolisch für die extreme Rechte: Genau einen Monat nach der Gewalttat im Park Schöntal sollen erneut rassistische Inhalte verbreitet werden, gleichzeitig bietet die tags darauf stattfindende Bundestagswahl einen Anlass, selbstbewusst die voranschreitende rechtsverschiebung sowie die Normalisierung rassistischer und nationalistischer Kräfte zu inszenieren und auf die Straße zu tragen.

Die Demonstration »Schluss mit der Nazikeule!« vom 14. September 2024 in Aschaffenburg, zu der Michael Hetzel (AfD) aufgerufen hatte. Auch die Neonazi-Szene konnte damit mobilisiert werden: Im Bild ist ein Transparent der neonazistischen Partei Die Heimat (ehemals NPD) zu sehen. © Kollektiv Communique

Bereits am 14. September 2024 hatte Hetzel mit einer Versammlung unter dem Motto »Schluss mit der Nazikeule« teils neonazistisches Klientel mobilisieren können. Folglich reisten auch am 26. Januar 2025 mehrere, teils gewaltorientierte Nazigruppen an: Die Partei Die Heimat (ehemals NPD) trat mit einem eigenen Transparent auf. In weiteren Gruppen mischten sich Angehörige der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative, von Deutsche Jugend Voran (DJV) und der Neonazipartei Der III. Weg. Auch Jung & Stark Hessen war mit einer Gruppe vertreten.

Entsprechend ist auch am kommenden Wochenende mit zahlreichen Neonazis in Aschaffenburg zu rechnen. Dort sind gleich zwei rechte Veranstaltungen angekündigt: Am Freitagabend, den 21. Februar, soll um 18 Uhr ein Autokorso am Aschaffenburger Volksfestplatz beginnen. Am Folgetag soll um 13 Uhr, ebenfalls beginnend am Volksfestplatz, eine Demonstration unter dem Motto »Demo gegen linke Hetze und Gewalt« durchgeführt werden.

Der maßgebliche Initiator Michael Hetzel aus Niedernberg ist bei weitem kein Unbekannter und inszenierte sich in den vergangenen Wochen mittels zahlreicher Videos als dsa Gesicht der Mobilisierung. Hetzel ist Anführer der Gruppierung Rhein-Main-steht-auf / Bürgerbewegung Unterfranken, die als Vorfeldorganisation der AfD agiert. Ein AfD-interner Machtkampf im Bezirk Unterfranken ermöglichte Hetzel zuletzt den Einstieg als Beisitzer in den Bezirksvorstand der Partei.

Unterstützt wird diese lokale Gruppierung von Michael Schele, einem bekannten Aktivisten der rechten Verschwörungsszene aus dem nordrhein-westfälischen Hagen. Schele trat bereits seit Beginn der Corona-Proteste im Rhein-Main-Gebiet mehrfach mit der Organisation von Autokorsos, als Redner sowie als Anmelder von Versammlungen in Erscheinung. Auch beteiligte er sich an der genannten rechten Demonstration am 26. Januar 2025 mit seinem Auto und seinem Soundsystem. An diesem Tag beleidigte und bedrohte er Passant*innen am Rande des Aufzuges, unter anderem mit Vergewaltigungswünschen.

Ein Teilnehmer der rechten Demonstration am 26. Januar 2025 zeigt die White-Power-Geste. © dokunetzwerk rhein-main

Innerhalb der »jüngeren« Neonaziszene rund um Gruppierungen wie Jung & Stark (JS), DJV oder Der Störtrupp (DST) sind auf Social Media Bezugnahmen auf den 22. Februar 2025 zu beobachten. Wie groß das Mobilisierungspotential dieser fluiden Gruppen tatsächlich ist, lässt sich nur schwerlich abschätzen. Zuletzt konnten großspurige Ankündigungen aus diesem Milieu mehrfach nicht umgesetzt werden oder endeten im organisatorischen Fiasko. Eine konkrete Gefahr stellt dieser Kreis jedoch trotzdem dar: Nach der Demonstration am 26. Januar 2025 kam es gegen 18 Uhr zu einem Angriff durch eine sechs- bis siebenköpfige Neonazigruppe auf Personen am Aschaffenburger Hauptbahnhof. Dabei wurde eine bekannte Neonazi-Aktivistin, die sich auf Sozialen Medien als »Influencerin« zu inszenieren versucht, in der Gruppe der TäterInnen erkannt. In einem Live-Stream am Tag darauf plauderte sie freimütig von der Attacke. Sie lebt in Süddeutschland und war offenbar für die Versammlung vom 26. Januar eigens nach Aschaffenburg angereist.

Mit einem Fakeprofil namens Rote Jugend Hessen versuchten Neonazis im Vorfeld der nun angekündigten Demonstration auf Instagram an Informationen von Antifaschist*innen zu gelangen. Dies ist der Gruppierung Jung & Stark Hessen zuzuordnen.

Auch aus den Reihen neonazistischer Kleinstparteien ist mit Beteiligung am 22. Februar zu rechnen. Die Parteien Die Heimat (ehemals NPD) sowie Der III. Weg hatten bereits am 26. Januar an der rechten Demonstration teilgenommen. Die Reste der ehemaligen NPD, vor allem aus dem nahen Hessen, besuchten bereits mehrfach mit eigenen Bannern die Veranstaltungen von Rhein-Main-steht-auf. Für die Partei Der III. Weg muss angenommen werden, dass diese derzeit den Versuch unternimmt, sich in der Region Aschaffenburg festzusetzen. Eine von ihr geplante Propagandaaktion am 25. Januar 2025 konnte nur mit starken Einschränkungen durch die Ordnungsbehörden abgehalten werden. Mit gewaltbereiten Aktivisten der Partei ist am 22. Februar 2025 auch abseits der angemeldeten Versammlung zu rechnen.

So scheint es durchaus möglich, dass am 22. Februar 2025 erneut bis zu 1.000 Rechte dem Aufruf von Michael Hetzel folgen werden. Dabei werden erneut zahlreiche Neonazis das Fahrwasser von Rhein-Main-steht-auf nutzen.

Die großspurigen Ankündigungen von angeblich bundesweit herbeiströmenden Menschenmassen, Landmaschinen und Unterstützung der Bauernschaft, die in Hetzels zunehmend fanatischen Videoanspruchen heraufbeschworen werden, sind mit Skepsis zu bewerten. Dennoch ist in der Stadt mit gewaltbereiten rechten Kleingruppen zu rechnen, die aus Prinzip, und zusätzlich aufgestachelt durch Hetzel, Antifaschist*innen sowie jene, die sie dafür halten, angreifen.

Das Bündnis Aschaffenburg ist bunt ruft am Samstag, den 22. Februar 2025, zu einem »stillen Gedenken« unter dem Motto »Gemeinsam gedenken – Demokratie bewahren – wehret den Anfängen« auf. Das Gedenken findet ab 13 Uhr am Blauen Klavier im Park Schöntal statt. Das Aktionsbündnis gegen Rechts ruft zu einer Kundgebung unter dem Motto »Stoppt rechte Hetze!« auf. Diese Versammlung findet ab 14 Uhr an der Sandkirche, Treppe zum Park Schöntal, statt.