Zum Jahresende ruft die rechte Verschwörungsszene zu zwei »Großevents« im Rhein-Main-Gebiet auf. Bei den Versammlungen in Wiesbaden und Aschaffenburg soll das Thema »Frieden« im Vordergrund stehen.
Unter dem Motto »Aufstehen: Für den Frieden« wird für den 28. Dezember zu einer Kundgebung vor der US-Air-Base in Wiesbaden-Erbenheim aufgerufen. Die Versammlung soll um 14:30 Uhr beginnen. Bereits am Vormittag sind »Sternfahrten« aus verschiedenen Städten im Rhein-Main-Gebiet in Richtung US-Air-Base geplant. Ein Fahrzeugkorso soll sich um 11:15 Uhr von der Eugen-Salomon-Straße in Mainz aus in Bewegung setzen. In Darmstadt trifft man sich bereits um 10:15 Uhr am Messplatz. Ebenfalls für 10:15 Uhr ist ein Treffpunkt am Parkplatz entlang der Lahmeyerstraße in Frankfurt angesetzt. Auch von Wiesbaden aus soll es einen Korso in Richtung US-Air-Base geben. Treffpunkt ist hier der Parkplatz in der Kleinaustraße um 11:15 Uhr. Weitere Informationen zum Programm und den RednerInnen bei der Zentralkundgebung sind noch nicht bekannt. Organisiert wird die Veranstaltung maßgeblich von dem rechten Zeitungsprojekt Klartext – Bürgerzeitung für das Rhein-Main-Neckar-Gebiet um Christoph BarthDer ehemalige Darmstädter Christoph (Chris) Barth ist ein reger und gut vernetzter Aktivist der rechten Verschwörungsszene ohne Berührungsängste zu extremen Rechten. Er vertritt das Label Querdenken und ist ein Macher derKlartext-Bürgerzeitung. Ab März 2020 organisierte Barth Corona-Proteste in Darmstadt und Frankfurt und gründete Querdenken615. Seitdem drängt er sich auch bundesweit in der rechten Verschwörungsszene als Redner und narzisstischer Selbstdarsteller in….
Bereits Anfang Oktober mobilisierte die verschwörungsideologischeVerschwörungserzählungen haben häufig ein ideologisches Korsett. Dadurch erheben sie den Anspruch auf absolute Wahrheit und lassen keinen Widerspruch oder Dissens zu. Es wird sich ausschliesslich auf Aussagen und Dokumente bezogen, die den eigenen Glauben stützen. Diese werden als vermeintliche Belege dargestellt. Gegenläufige Fakten und Meinungen werden hingegen ignoriert, umgedeutet oder als Lügen und Manipulationen verunglimpft. Geschehnisse werden dabei so interpretiert,… Partei DieBasisDie Basisdemokratische Partei Deutschlands, kurz DieBasis, entstand im April 2020 als Sammelbecken von Initiativen und Kleinstparteien aus dem Spektrum der Corona-Proteste. Der Öffentlichkeit gilt DieBasis als »Querdenker-Partei« und »Esoterik-Partei«. Bereits im April 2021 hatte sie im Rhein-Main-Gebiet ca. 800 Mitglieder. Die Partei sammelt ein breites Spektrum von Personen, die sich teilweise als links verstehen, bis hin zu Reichsbürgern und anderen… gemeinsam mit Barth zu einer Friedensdemonstration vor die Wiesbadener US-Air-Base. Obwohl es an diesem Tag gelungen war, die bekannten ehemaligen Politiker der Linkspartei Michael Aggelidis und Diether DehmDr. Diether Dehm war von 2005 bis 2021 Bundestagsabgeordneter der Linken und trat in den vergangenen Jahren mehrfach für die rechte Verschwörungsszene auf. Er ist Freidenker und prominenter Vertreter einer politischen Querfront. Dehm wohnt in Eiterfeld bei Fulda. Er ist seit jeher in Frankfurt politisch und als Musiker und Musikproduzent aktiv. In den 1970er Jahren organisierte er hier »Rock gegen… als Redner zu gewinnen, erreichte die Demonstration kaum Publikum über den harten Kern der rechten Verschwörungs- und Reichsbürgerszene hinaus. In der Spitze nahmen etwa 400 Personen an der Versammlung teil.
Für den 31. Dezember ist in der Innenstadt von Aschaffenburg ein Aufzug der rechten Verschwörungsszene unter dem Motto »Wir wollen keinen Krieg« geplant. Die Veranstaltung ist als »Privatanmeldung« angekündigt. In den Jahren zuvor hatte das Netzwerk Rhein-Main-steht-aufDie Gruppe Rhein-Main-steht-auf (RMSA) prägt seit ihrer Gründung 2021 das Geschehen der rechten Verschwörungsszene im Raum Aschaffenburg, Miltenberg, Offenbach und Hanau. Von 2021 bis Ende 2023 führte RMSA ca. ein Dutzend Aufzüge durch. Am 31. Dezember 2021 gelang es ihnen, knapp 4.000 Menschen nach Aschaffenburg zu mobilisieren. Ihr Netzwerk verfügt über beträchtliche personelle und finanzielle Ressourcen sowie über eine Struktur… (RMSA) an Silvester zu Demonstrationen in Aschaffenburg aufgerufen. 2023 nahmen daran 1.000 Personen teil. Danach war es intern zum Streit gekommen, da die Redner Ralph BühlerRalph Bühler aus Nußloch bei Heidelberg ist das, was man einen rechten »Hater« nennt. Er ist ein hasserfüllter Antisemit, Protagonist der AfD und häufiger Redner auf verschwörungsideologischen Aufzügen im gesamten Rhein-Main-Gebiet. So sprach er 2023 mehrfach in Aschaffenburg bei Aufzügen von Rhein-Main-steht-auf und der Bürgerinitiative Franken. Schon vor der Pandemie war er in rechten Zusammenhängen aufgetreten, u.a. 2019 bei Wir… und Daniel LanghansDaniel Langhans ist ein professioneller »Kommunikationstrainer« aus Ulm, der Querdenken731 angehört und bundesweit in der rechten Verschwörungsszene als Redner auftritt. Im Jahr 2023 sprach er u.a. in Miltenberg, Aschaffenburg, Hanau und mindestens zweimal auf Einladung der (sich als links verstehenden) Gruppe Widerstand 4.0 in Frankfurt. Langhans ist katholisch-fundamentalistisch geprägt. Im Stil eines religiösen Eiferers wettert er gegen die »Toleranz der… das Thema verfehlten und absurde Verschwörungserzählungen verbreiteten. So hatte Langhans fabuliert, dass gezielt herbeigeführter Regen durch Wettermanipulation Aufzüge der Szene behindern würden. In den sozialen Medien wird der Aufruf für den diesjährigen Aufzug von Michael HetzelDer Hausgerätetechniker Michael Hetzel aus Niedernberg im Landkreis Miltenberg ist ein Aktivist der AfD und eine führende Person im Netzwerk von Rhein-Main-steht-auf (RMSA). Er kann als eine treibende Kraft der fortschreitenden rechten Radikalisierung von RMSA gesehen werden. Auf seinem Gartengrundstück in Niedernberg finden Vernetzungstreffen der Gruppe statt. Hetzel verbreitet prorussische Propaganda, leugnet den menschengemachten Klimawandel, hetzt gegen Klima-Aktivist*innen und bedroht… (RMSA) mit Reden von Alice Weidel unterlegt und mit den Worten »Frieden mit Russland, BEVOR es zu spät ist!« beworben.
Aufzüge mit vielen hundert Teilnehmenden sind dieses Jahr jedoch weder am 28. Dezember in Wiesbaden noch am 31. Dezember in Aschaffenburg zu erwarten. Zudem finden die Mobilisierungen für die Veranstaltungen bisher vor allem über regionale Kanäle statt.